Rezension

Die Suche nach der Schönheit

Die Eleganz des Igels - Muriel Barbery

Die Eleganz des Igels
von Muriel Barbery

Bewertet mit 3 Sternen

Dies ist garantiert kein Buch, das man in einem Zug verschlingt. Immer wieder gab es Passagen, die ich mehrmals lesen musste, um sie zu verstehen. Zum einen ist Barberys Sprache hochgestochen und komplex, zum anderen sind die philosophischen Gedanken und der Weltschmerz der zwei Ich-Erzählerinnen keine leichte Kost.

Beide Figuren leben in einem Pariser Stadtpalais in der Rue de Grenelle 7. Die eine heißt Renée, ist 54, arbeitet als Concierge und frönt heimlich ihrer Leidenschaft für Kunst, Literatur und Film. Die andere, Paloma, ist hochbegabt, Tochter reicher Eltern und plant, an ihrem 13. Geburtstag Selbstmord zu begehen. Sie haben also nicht vieles gemeinsam – außer, dass sie beide auf der Suche nach der Schönheit in der Welt sind.

Nach vielen Enttäuschungen hatten beide eigentlich diese Suche aufgegeben. Doch als der japanische Geschäftsmann Kakuro Ozu in die Residenz einzieht, scheint sich die Balance und Stimmung im Haus ein wenig zu verschieben. Das war auch für mich der Zeitpunkt, an dem mein Interesse für den Fortgang der Geschichte geweckt wurde. Bis dahin war ich oft in der Versuchung, die Lektüre abzubrechen, weil mir die Ansprache auf rein intellektueller Ebene zu anstrengend wurde.

Der Japaner bringt auf elegante und subtile Weise frischen Wind in den tristen Alltag der Hausbewohner und hilft Renée und Paloma, hinter der hässlichen und profanen Oberfläche das Schöne zu entdecken – ganz im Sinne des japanischen ästhetischen Konzepts Wabi-Sabi. Das beschert auch dem Leser kurze, genussvolle Momente voller Emotionen und Intensität, zum Beispiel als Paloma den außergewöhnlichen Augenblick eines Chorauftritts erlebt oder Renée einen Moment der Wonne und glücklichen Entspanntheit in Gesellschaft von Monsieur Ozu genießt.