Rezension

Die versunkene Stadt

Die Tochter von Rungholt - Birgit Jasmund

Die Tochter von Rungholt
von Birgit Jasmund

Bewertet mit 4 Sternen

~~Rungholt in Nordfriesland im 14. Jahrhundert. Nachdem der Vater von Iven und Laefke von den Wogensmannen bei einem Überfall erschlagen wurde, bewirtschaften die Geschwister den elterlichen Hof. Während Iven ist wütend und will den Tod seines Vaters rächen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn seine Großmutter war eine Hexe, weshalb ihm Misstrauen entgegen gebracht wird. Laefke hat von ihrer Großmutter wohl hellseherische Fähigkeiten geerbt, und ihre Träume sagen ein Unglück voraus. Iven verliebt sich in die Kaufmannstochter Silja, doch auch hier sieht er sein Glück schwinden, denn Silja soll mit dem Sohn eines wohlhabenden Geschäftspartners ihres Vaters verheiratet werden, damit die finanziellen Schwierigkeiten ihres Vaters durch die Hochzeit ausgeglichen werden. Silja liebt Iven ebenfalls und möchte ihre Zukunft mit ihm verbringen, gemeinsam suchen die beiden nach einem Weg. Doch über Rungholt brauen sich die ersten Sturmwolken zusammen.
Birgit Jasmund hat mit ihrem historischen Debütroman „Die Tochter von Rundholt“ eine schöne und romantische Geschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist bildhaft, emotional und schön flüssig zu lesen und katapultiert den Leser direkt ins 14. Jahrhundert. Die Landschaftsbeschreibungen und die Lebensweise der Menschen werden aufgrund der akribischen Recherche der Autorin detailliert geschildert und wirken sehr authentisch. Man kann sich als Leser sehr gut vorstellen, wie das Leben der Menschen damals aussah und mit welchen Hindernissen sie zu kämpfen hatten. Der Spannungsbogen wurde von Beginn an langsam, aber stetig aufgebaut und steigert sich zum Ende in einem überraschenden, geradezu stürmischen Finale. Die Protagonisten sind sehr schön gezeichnet. Da ist zum einen Iven, der wütend ist über den Mord an seinem Vater und der Gerechtigkeit fordert. Auch die verzweifelte Liebe zu Silja macht ihn wütend, denn er sieht keinen Weg, die Verlobung von ihr zu verhindern und endlich mit ihr offiziell zusammen zu sein. Laefke liebt ihren Bruder und will ihm helfen. Gleichzeitig hat sie diese seherischen Träume, die sie aufwühlen und aufgrund dessen sie ihren Bruder warnt. Silja möchte ihr Leben mit Iven teilen und sucht einen Ausweg, um der aufgezwungenen Verlobung zu entkommen. Hier werden Verlust, Liebe, Verzweiflung, Betrug und Mut in all ihren Facetten durchlebt und dem Leser vermittelt. Die Einarbeitung der belegten Sturmflut in die Handlung ist ebenfalls ein großes Plus dieses Romans
Einzig das etwas schnelle Ende der Geschichte ist als einziges zu bemängeln. Dort hätte man sich als Leser noch ein paar Seiten mehr gewünscht, um etwas ausführlicher zu erfahren, wie es mit den Protagonisten weiter geht.
Birgit Jasmund ist ein sehr schöner Debütroman gelungen, der unter den Fans historischer Romane bestimmt breiten Anklang finden wird, zumal man aus der Zeit selten Bücher findet, die so gut recherchiert sind. Ein echter Lesegenuss und eine absolute Empfehlung!