Rezension

Die Welt macht das Licht aus

Das Licht der letzten Tage, 6 Audio-CDs
von Emily St. John Mandel

Bewertet mit 4 Sternen

Emily St.John Mandel - "Das Licht der letzten Tage" - PIPER

Toronto

Mit Shakespeare fängt alles an..
Der Schauspieler Arthur Leander stirbt auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Schneller als King Lear sein Land in Chaos und Ödnis zurücklässt, greift er sich ans Herz und spürt den letzten Schlag. Ein ehemaliger Journalist erkennt die Anzeichen und stürmt die Bühne und versucht Arthurs Leben zu retten, Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung nützen leider nichts mehr, sehr zum Entsetzen der kleinen Kirsten, die eine Kinderrolle in dem Stück hat. Sie spielt die Cordelia.
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Bis dahin weiß noch niemand, das ein gefählicher Virus im Anmarsch ist. Den Flug Moskau/Toronto überlebt niemand. Die georgische Grippe ist wie eine Sintflut, fast alle rafft sie dahin, pandämische Ausmaße, 48 Stunden, denen fast keiner entfliehen kann.
Die verschneite Autobahn ist verstopft, der Flugverkehr wird eingestellt, Schiffe liegen nutzlos im Hafen, wie im Trockendock. Die Situation spitzt sich zu, verlassene Geschäfte und Häuser verleiten zu Plünderungen, eine Polizei gibt es nicht mehr, Überlebende sind auf sich gestellt. Allein. Da nichts mehr auf der Erde so ist, wie vor wenigen Tagen, beginnt eine neue Zeitrechnung, die wieder bei 0 beginnt. Alle, denen das Virus nichts anhaben konnte, besteht eine schwierige Zeit bevor, bedrohlich und auch gefährlich. Durchkämpfen heisst die Devise. Kirsten hat drei Messer und jede Menge Talent um sich zu beschützen. Sie schließt sich einer Schauspielgruppe an, der fahrenden Symphonie. Manchmal gelangt das "reisende Volk" an Orte, ähnlich wie dem "Wilden Westen". Der Stärkere hat das Sagen und selbsternannte Propheten streuen falsche Hoffnung auf die Angst.

Die Welt macht das Licht aus - im Sinne des Wortes. Elektrizität, Internet, Autos, Flugzeuge, all das gehört der Vergangenheit an. Smartphones und Spielekonsolen haben nur noch nostalgischen Wert, die eigene Kreativität ist wieder gefragt.
Der Sternenhimmel, ist das einzige Licht in der Nacht, die Sehnsucht ist groß.

Unterhaltsame Endzeitlektüre, Spannung gemischt mit Poesie, ein Leseerlebnis, das zum Nachdenken anregt.

Die Welt ist kein beständiger Ort, das hat William Shakespeare schon gewusst..

“This cold night will turn us all to fools and madmen.”
― William Shakespeare, King Lear

Zitat aus: "Das unentdeckte Land"
Chekov: Welchen Kurs, Captain?
Kirk: "Der zweite Stern von rechts. Bis zum Morgengrauen."