Rezension

Dieser Autor ist der Renner - und zwar wortwörtlich!

Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede - Haruki Murakami

Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede
von Haruki Murakami

Bewertet mit 4 Sternen

Während eines Sonntagsfrühstücks erzählte mir meine Schwester von einem Buch übers Laufen, welches ein Freund aus Shanghai begeistert gelesen hat und mich bestimmt ebenfalls interessieren würde: “What I Talk About When I Talk About Running” von Haruki Murakami. Na so ein Zufall! Dieser Titel stand ohnehin auf meiner Leseliste. Haruki Murakami kenne ich als einer der wichtigsten japanischen Autoren der Gegenwart, dessen Werke in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und dem bereits einige wichtige Literaturpreise verliehen worden sind. Zudem werden seine Werke bisweilen kontrovers diskutiert, vielleicht erinnert sich jemand an die Folge des Literarischen Quartetts, in der hitzig über „Gefährliche Geliebte“ debattiert wurde. Seine Romane zeichnen sich bisweilen durch skurrile Ereignisse aus und können durchaus zur Gattung „Magischer Realismus“ gezählt werden, denn sie enthalten oft mystische Begebenheiten oder märchenhafte Figuren mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, so zum Beispiel in „Kafka am Strand“ Nakata, der mit Katzen sprechen kann. Aber auch Popkultur und vor allem Musik sind wichtige Einflüsse für den Autor und ehemaligen Besitzer der Jazzbar „Peter Cat“ in Tokio. Auch in einem Plattenladen hat Haruki Murakami in den 70er Jahren schon gearbeitet und so ist „Naokos Lächeln“ nach einem Song der Beatles, „Tanz mit dem Schafsmann“ nach einem Song der Beach Boys benannt. Die unterschiedliches Handlungen, Personen und Orte lassen erkennen, dass Haruki Murakami ein ziemlicher Tausendsassa ist. Auf jeden Fall jemand, der die persönliche Freiheit schätzt und diese auch immer wieder in seinen Werken thematisiert.

Aber ehrlich: Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass Haruki Murakami nicht nur Autor, sondern auch Marathonlaufer, Triathlet und Ultralangläufer ist. Aber warum eigentlich nicht? Das Laufen von langen Strecken kann ein unglaublich befreiendes Gefühl vermitteln, für Haruki Murakami ist es zudem Inspirationsquelle. Als Autor sitzt er oft und lange am Schreibtisch, um am jeweils aktuellen Roman zu schreiben. Die Ideen dafür sammelt er allerdings beim Laufen, welches ihm zudem als Ausgleich für das langwierige Sitzen dient. Da ich selbst fast täglich hinter einem Schreibtisch hocke, kann ich diesen Drang nach Bewegung nur zu gut nachvollziehen.

„Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ beschreibt er Gedanken während seiner Streifzüge, er erzählt von Erfahrungen und Beobachtungen während seiner Teilnahmen an Wettkämpfen rund um den Globus. Haruki Murakami war schon immer ein Weltenbummler. So lebte er eine Zeit lang in Europa und dozierte Anfang der 90er Jahre an der Princeton University in den USA. Auch als Läufer zieht es ihn hinaus in die weite Welt: Seinen ersten Marathon lief er von Athen zum namensgebenden Ort Marathon. Danach machte er aber unter anderem auch beim berühmten Hawaii-Marathon mit.
Interessant ist der Kontrast zu seinen Romanen, denn schöngeistig ist „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ eigentlich nicht. Aber es ist ehrlich, denn wie bei jedem anderen Sportler heißt es auch beim Läufer Haruki Murakami bisweilen Blut, Schweiß und Tränen. Bei Knieschmerzen beißen schließlich alle Läufer die Zähne zusammen, egal ob es sich um einen bekannten Autor oder Büroangestellten handelt.
Ein tolles, ungewöhnliches Buch; macht Lust, sofort die Laufschuhe zu schnüren, um die Welt im Sauseschritt zu erkunden. Es ist kein Sachbuch, sondern eine Liebeserklärung für Gleichgesinnte an den Laufsport.