Rezension

Djamila und Geoffroy

Die wärmste aller Farben -

Die wärmste aller Farben
von Grégoire Delacourt

Bewertet mit 4 Sternen

Die wärmste aller Farben – Gregoire Delacourt

Dieser Roman beschäftigt sich für seine gut 250 Seiten mit ziemlich vielen großen Themen. Die Geschichte beginnt recht politisch – und bleibt es auch. Die Gelbwesten-Proteste in Frankreich sind ein Ventil durch das Pierre Luft ablassen kann. Denn zuhause läuft es längst nicht mehr gut. Die Ehe ist am Ende. Die Schuld daran gibt er dem autistischen Sohn Geoffroy, mit dem er einfach nicht zurecht kommt. Alleine dieser Teil der Handlung ist so tieftraurig und voller verpasster Gelegenheiten.

Der dreizehnjährige Geoffroy hat aufgrund seines Autismus unzählige Besonderheiten. Beispielsweise begreift er die Welt in Farben. Mit Gleichaltrigen kommt er daher kaum zurecht. Doch eines Tages lernt er auf dem Schulhof Djamila kennen und zwischen den beiden entwickelt sich nicht nur eine tiefe Freundschaft sondern sogar eine zarte Liebesgeschichte. Doch Djamila kommt aus einer muslimischen Familie und fühlt sich von deren strengen Regeln eingeengt.

Ein weiterer Erzählstrang begleitet Geoffroys Mutter Louise, die sich von ihrem Mann Pierre im Stich gelassen fühlt und auf der Suche nach ein wenig Zärtlichkeit ist. Besonders interessant ist dies auch, da Louise beruflich auf der Palliativstation Patienten auf ihrem letzten Weg betreut.

Das sind eine Menge schwere Themen und tatsächlich liegt mir dieses Buch noch etwas im Magen. Es ist poetisch schön, aber auch tieftraurig und melancholisch. Der Autor hat einen ganz wunderbaren Schreibstil, der einen zu fesseln vermag.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig dargestellt, so dass man jeden von ihnen irgendwo auch verstehen kann, sogar den gewalttätigen Protestler. Zudem entwickeln sie sich alle im Lauf der Handlung weiter – nur nicht immer in die gleiche Richtung.

Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, war ich sehr niedergeschlagen und aufgewühlt. Aber ich war auch sehr beeindruckt von der schriftstellerischen Leistung des Autors und der Sprachgewalt, mit der er diese Geschichte erzählt.

4 Sterne