Rezension

Drachen zeichnen kann er besser...

Der Sommerdrache - Todd Lockwood

Der Sommerdrache
von Todd Lockwood

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es ist Nesttag, die jungen Drachen verlassen also das Nest und werden bald bei den Drachenstaffeln für das Militär ausgebildet. Maia und Darian, Tochter und Sohn des Zuchtmeisters hoffen darauf, in diesem Jahr selbst eines der Küken behalten zu dürfen, das Paar könnte dann später in der Zucht eingesetzt werden. Doch zunächst sehen die Geschwister bei einem Ausflug ein mythisches Wesen, den Sommerdrachen und Maia entdeckt die Leiche eines Drachen. Die Reaktionen darauf sind kompliziert, Maia werden Vorwürfe gemacht und sie springt auch darauf an, denn praktisch die letzten Worte, die ihre Mutter vor ihrem tödlichen Unfall zu ihr sagte, waren, dass ein unaufmerksamer Drachenführer ein Fluch sei und seitdem fühlt sie bei jedem Unglück, Pech, Ungeschick,… einen solchen Fluch auf sich lasten.

 

Das Buch bietet eine interessante Ausgangssituation und zur Abwechslung eine weibliche Hauptfigur, die in eine Familie eingebunden ist und auch bleibt. Es gefiel mir prinzipiell, dass die weibliche Hauptfigur ihrem Bruder auch mal sagt, wo es lang geht, andererseits nervt er dabei durchaus: Exemplarischer, sich mehrfach wiederholender Dialog: Er: Das hier ist gefährlich, lass uns flüchten und Papi Bescheid geben / Sie: Das dauert zu lange, wir müssen jetzt etwas unternehmen…

Eine Konkurrenzsituation zwischen beiden bleibt das Buch hindurch im Großen und Ganzen erhalten, das Verhältnis der beiden Geschwister wirkt dabei schon recht realistisch. Insgesamt bin ich mit der Figurenzeichnung aber nicht wirklich zufrieden, es gelingt Lockwood einfach nicht, eine echte Nähe zwischen ihnen und dem Leser bzw. der Leserin aufzubauen. Es gab zwar unsympathische Figuren, die man ablehnen konnte, aber auch die positiv gezeichneten waren mir nicht sonderlich sympathisch, sondern meist schlichtweg egal. Auch die Drachen haben keine Persönlichkeit und das Verhältnis zwischen Drachen und Menschen finde ich, ehrlich gesagt, etwas problematisch. Auf der einen Seite werden sie als kluge Geschöpfe geschildert, die Bezeichnung Tier zu benutzen, wird als gefühllos wahrgenommen und schockiert die Drachenreiter. Auf der anderen Seite werden sie sehr wohl wie ein Tier „abgerichtet“ und Gehorsam wird erwartet. Das passt für mich nicht wirklich zusammen, die Verbindung Mensch-Drache wird zwar als eng verbunden bezeichnet, aber man bekommt davon nicht sonderlich viel mit.

 

Es gibt mehrere Kämpfe und Schlachten in diesem Roman, bei denen mir der Gegner eigentlich als zu übermächtig beschrieben wird, als dass die zentralen Figuren da jedes Mal lebend davonkommen. Der Autor hat für meinen Geschmack auch zu viele verschiedene Aspekte in den Roman aufgenommen, der Ketzerei-Vorwurf und die äußere Bedrohung konkurrieren um den Handlungsverlauf. Jeder für sich wäre als Hauptthema ausreichend, so sind es für mich etwas viele Probleme, denen primär Maia gegenüber steht.

 

Todd Lockwood arbeitet seit vielen Jahren als Fantasy-Illustrator und auch in diesem, seinem ersten geschriebenen Buch gibt es einige Zeichnungen von ihm, die mir recht gut gefallen. Mit dem Text bin ich dann nicht ganz so zufrieden. Zwar wären ein Glossar und Personenverzeichnis als Ergänzung nett gewesen, ihr Fehlen ist aber kein Grund für mein eher verhaltenes Urteil. Einem Teil des Handlungsverlaufs bilde ich mir ein, anzusehen, dass der Autor aus der „Dungeons and Dragons“ - Welt kommt: Mir fehlt vor allem eine gewisse Tiefe bei der Darstellung, Handlung und Figuren sind mir fast gleichgültig geblieben. „Der Sommerdrache“ ist der Auftaktband einer Trilogie, doch mir fehlt die Motivation weiterzulesen (wann auch immer die nächsten Bände erscheinen werden), ich erwarte einfach keine neuen Ideen und althergebrachte Plots habe ich schon oft genug gelesen.