Rezension

Dramatische Schicksale vor traumhafter Kulisse

Das Lied der Wölfe -

Das Lied der Wölfe
von Rena Fischer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt: 

Kaya ist promovierte Biologin und Wolfsforscherin. Im Auftrag des steinreichen Geschäftsmanns Alistair McKinley reist sie nach Schottland, um dort dessen persönliches Projekt zur Wiederansiedlung der Wölfe zu leiten. Doch die einheimische Bevölkerung stellt sich quer. Zu groß ist die Angst und Vorurteile der Menschen.

Außerdem ist da auch noch Alistairs Sohn Nevis, ein ehemaliger Elitesoldat, der im Einsatz seinen Unterarm verloren hat, und sich nun - gezwungenermaßen - auf dem Anwesen seines Vaters erholen soll. Von Kaya und den Wölfen hält es nichts, von seinem Vater noch weniger. Die Schatten der Vergangenheit lasten schwer auf Nevis. Und nicht nur auf ihm! So gestaltet sich Kayas Arbeit in Schottland mehr als nur schwierig. 

Meine Meinung: 

„Das Lieder Wölfe“ ist ein klassischer Liebesroman, der sich doch von vielen anderen Vertretern seines Genres stark unterscheidet.

Das liegt vor allem an der außergewöhnlich detaillierten Recherchearbeit, die die Autorin betrieben hat. Die beiden maßgeblichen Themen, mit denen sich die Geschichte auseinandersetzt, sind Kayas Wolfsforschung und Nevis’ posttraumatische Belastungsstörungen. Ich fühle mich nach dem Lesen des Buchs auf beiden Gebieten sehr viel schlauer als zuvor. (Nicht, dass ich vorher Ahnung von Wölfen gehabt hätte.) Der Text steckt voller Informationen. Nevis’ Erfahrungen beim Militär, wie auch die Folgen davon, werden sehr intensiv und realitätsnah beleuchtet. Außerdem räumt die Geschichte mit einigen hartnäckigen Vorurteilen über Wölfen auf. 

Die Handlung kommt dabei trotzdem nicht zu kurz und man hat keineswegs das Gefühl, ein Sachbuch zu lesen. Ganz im Gegenteil. Es passiert eine Menge! So viel, dass es für mehrere Leben auszureichen scheint. 

Die Geschichte überspannt einen längeren Zeitraum und ist phasenweise stark gerafft, sodass man beim Lesen oft das Gefühl hat, die dramatischen Ereignisse überschlagen sich. In Wirklichkeit sind die zeitlichen Abstände jedoch viel größer und die Geschehnisse bedingen sich gegenseitig. Dennoch sollte man als Leser*in darauf gefasst sein, dass wirklich ständig etwas passiert.

„Das Lied der Wölfe“ wird abwechselnd aus der Sicht von Kaya und Nevis geschildert. Ich persönlich habe Nevis’ Kapitel noch ein wenig lieber gelesen, weil mich die Darstellung von Militär und PTBS sehr interessiert hat. Die Autorin scheut sich hier nicht, in die ganz dunklen Tiefen vorzustoßen und erzählt das Thema mit letzter Konsequenz. Das finde ich in diesem Genre und in dieser Form sehr mutig und bemerkenswert. Außerdem hat es mir gefallen, dass mit Nevis ein körperlich versehrter Protagonist gewählt wurde, und mit Kaya eine Naturwissenschaftlerin. Ich hätte gerne noch ein wenig mehr Romantik und Gefühl zwischen den beiden gesehen, aber die Geschichte bearbeitet vieles andere intensiv, sodass das vermutlich den Rahmen gesprengt, bzw. nicht in die Charakterentwicklung gepasst hätte. 

Fazit:

Wäre ich Werbetexterin für Bücher, würde ich „Das Lied der Wölfe“ folgendermaßen beschreiben:  „Ein dramatischer Strudel des Schicksals vor der außergewöhnlich Kulisse der schottischen Highlands“. Man muss hervorheben, dass das Buch vor allem gegen Ende keine ganz leichte Kost ist. Ich habe es trotzdem sehr gerne gelesen!