Rezension

drei Liebesgeschichten mit höchst unterschiedlichem Ausgang

Die Hochzeit der Chani Kaufman - Eve Harris

Die Hochzeit der Chani Kaufman
von Eve Harris

Bewertet mit 5 Sternen

Eve Harris ist es gelungen, die Leser in die Welt des jüdischen Lebens eintauchen zu lassen. Manchmal erscheinen die vielen Gebote und Verbote ziemlich archaisch.

Das Buch spielt auf zwei Ebenen. Zum einen in London 2007/2008 und zum anderen in Jerusalem 1986.

Das Buch schildert die zaghafte Annäherung zweier, durch die strengen Regeln der Religion, völlig verunsicherten Menschen, nämlich Chani und Baruch. Beide versuchen – im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten – aus dem strengen Korsett ihrer Erziehung auszubrechen.

Chani, indem sie bei Rebbetzin Zilbermann Rat sucht und sich bunte Unterwäsche kauft.

Baruch, der entgegen aller Traditionen darauf besteht, Chani kennenzulernen und sie zu heiraten.

Eine zweite Liebesgeschichte ist mit eingeflochten. Nämlich die, der Rebbetzin Zilbermann. Einstmals als Rebecca eine säkulare Jüdin, wird sie von ihrem Ehemann Chaim zu einer orthodoxen Rabbinerin umgeformt. Lange Zeit kann sie diese ständige Unterwerfung unter die Gesetze der Thora aushalten. Als sie eine Fehlgeburt erleidet, beinahe verblutet, weil der Ehemann sie nicht angreifen darf und seine einzige Sorge ist, was die Nachbarn denken könnten, weil sie ihr Haupthaar unbedeckt lässt, bricht sie aus ihrer gewohnten Umgebung aus.

Ja, und eine dritte Liebesgeschichte gibt es auch noch: Avromi Zilbermann, der Sohn der Zilbermanns gerät (nach Ansicht der jüdischen Tradition) auf Abwege. Er lernt auf der Uni die Studentin Shola kennen und lieben. Shola ist Nichtjüdin und daher eigentlich tabu.

Gut gefallen haben mir die vielen eingestreuten jüdischen Begriffe, die in einem ausführlichen Glossar gut übersetzt und beschrieben sind.

Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und erklärt völlig unaufdringliche eine Reihe von jüdischen Geboten und Verboten. Ich war bis jetzt nicht ganz unbelesen, was diese Vorschriften anbelangt, doch die Vielzahl dieser oft für Nichtjuden barbarisch anmutenden Regeln, lassen mich tiefes Mitgefühl mit den Frauen haben.

Vor der Lektüre dieses Buchs habe ich über manche Bekleidungsvorschrift schmunzeln müssen, nun sehe ich dies alles ein wenig in einem anderen Licht.

Meine persönliche Meinung ist, Fundamentalismus – egal welcher Religion – ist menschenverachtend.

Fünf Sterne und eine Leseempfehlung.