Rezension

Düster, erotisch & unwiederstehlich

Black Dagger - Butch & Marissa - J. R. Ward

Black Dagger - Butch & Marissa
von J. R. Ward

Bewertet mit 5 Sternen

Cover:

Ebenso wie die Vorgängerbände überzeugt dieses Cover wieder mit schlichter Eleganz. Schwarz gehalten, setzen die leicht gold schimmernden Ornamente im Hintergrund einen schönen Akzent. Lediglich die Farbe des Buchtitels wechselt mit jedem Doppelband.

 

Meinung:

Auf die Geschichte von Butch war ich sehr gespannt, denn wir erleben hier einen kleinen Rollentausch. Butch ist ein Mensch und Marissa eine Vampirin. Schon damals hat mich der Cop beeindruckt, denn er hat sich um Beth beschützen zu können, selbstlos in eine Welt voller uneinschätzbarer Gefahren begeben. Man könnte meinen, dass Butch ein schwaches Individuum im Kreise der Bruderschaft der Black Dagger ist, aber weit gefehlt. Seine Wesenszüge sind eine Stärke, die man nicht unterschätzen sollte, ebenso wie seine Loyalität. Er möchte im Kampf gegen die Lesser agieren und nicht aufgrund seiner Sterblichkeit außen vorgelassen werden. 

Doch auch Marissas Leben als Vampirin ist mit einigen Tiefen durchzogen. Von Wrath – dem Vampirkönig – zurück gewiesen findet sie in der Oberschicht der Gesellschaft keinen Halt mehr, was sie verunsichert und an sich selbst zweifeln lässt. Die Protagonisten selbst erscheinen vollkommen gegensätzlich, ebenso wie die Hürden, die vor ihnen liegen. Während Butch darum kämpft nicht als Schwachstelle behandelt zu werden und sein Können immer wieder unter Beweis stellt, verliert Marissa sich ein Stück weit selbst. 

>>Aber, weißt du, manchmal bekommt man eben einfach nicht, was man will. Also arrangiert man sich damit und macht weiter.<<

Butch ist niemand, der Gefahren scheut, was letztendlich dazu führt, dass er dem Feind näher kommt als geplant. Dem Feind ausgeliefert fragt auch er sich, ob er in der Fehde zwischen Lessa, Omega und den Black Dagger wirklich Bestand hat, zumal er das weibliche Wesen, dass sein Herz berührt hat, auch schützen möchte. Die Zweifel die in ihm aufkeimen kann ich nachvollziehen und rühren auch von einem gesunden Menschenverstand, allerdings meint das Wort Stärke nicht nur das körperliche Attribut. Im Vergleich zu den Vampiren hat Butch andere Stärken, die ihn zu einem wertvollen Mitglied erwachsen lassen und immer wieder beweisen, dass neben dem Willen, ebenso der Antrieb zählt, wofür man kämpft. 

Eine weitere Bürde wird dem Cop durch die Zeichnung Omegas auferlegt, die eine Reihe prekärer Handlungen mit sich bringen und den Nervenkitzel schüren. Marissa scheint es unmöglich mit einem Menschen zusammen zu sein und Butch möchte als gleichwertiger Teil in der Gemeinschaft der Black Dagger Fuß fassen, ohne sich aufgrund seiner mangelnden Fähigkeiten zurückhalten zu müssen. Um dies zu bewerkstelligen scheint es nur einen Ausweg zu geben, doch ist das wirklich eine so gute Idee, zumal Omega bei Butch bleibende Spuren hinterlassen hat?

Sie griff nach dem ersten Gegenstand, der ihr ins Auge fiel, einem schweren Glaskerzenständer, und schleuderte ihn gegen den Spiegel. Als ihr Spiegelbild in tausend Scherben zerschellte, sah sie durch bittere Tränen die Stücke ihrer selbst zu Boden fallen.

Die Anziehungskraft zwischen den Protagonisten lässt sich nicht leugnen. Marissa muss sich nähren, Butch ist diesbezüglich allerdings keine dauerhafte Alternative. Es fällt ihm schwer dies zu akzeptieren, zumal ihm nicht verborgen bleibt, von wem sie getrunken hat. Marissa stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Als Aristokratin hat sie Pflichten nachzukommen und gewisse Erwartungshaltungen zu erfüllen, die sie hemmen und einengen. Nicht selten legt sie eine kühle und distanzierte Art an den Tag, die sie zeitweilig naiv erscheinen lassen. Eine positive Entwicklung stellt sich jedoch ein, als sie und Butch einander näher kommen und sie erstmalig für ihre Meinung einsteht , obwohl sie sich der möglichen Konsequenzen bewusst ist.

Parallel verlaufen weitere Stränge, so erhalten wir zwischenzeitlich auch einen Blick auf John, der von Hass geleitet seine Pflegeeltern rächen möchte. Durch ihn wird ersichtlich, welche Hürden die Wandlung zu einem Vampir bereithalten. Wird der junge Vampir seinem Impuls nachgeben?

 

Charaktere:

Butch hat sich in der Bruderschaft der Black Dagger etabliert. Er hat bereits viel durchlebt, dennoch ist er er selbst geblieben und zeichnet sich durch Willensstärke und Mut aus. Er setzt sich für andere ein, ungeachtet dessen, dass er als Mensch einem größeren Risiko ausgesetzt ist. Nachdem Omega seine Spuren in ihm hinterlassen hat, scheint sich sein Blatt zu wenden, allerdings bleibt die Frage bestehen, in welche Richtung?

Marissas Antlitz im Kreise der Glymera hat einige Risse erhalten. Zusätzlich befindet sie sich im Zwiespalt ihrer Gefühle, denn als Vampirin der Oberschicht, schlägt ihr Herz für einen Sterblichen. Erwartungshaltungen und äußere Einflüsse haben sie geprägt und ein Erscheinungsbild zu Tage gefördert, dass nicht viel Positives anmuten lässt. Doch ebenso wie Butch, durchläuft auch sie eine Veränderung. Werden beide einen Weg zueinander finden oder sind ihre Welten letztendlich doch zu unterschiedlich? 

 

Schreibstil:

Mit den "Black Dagger" hat J.R. Ward eine Bruderschaft geschaffen, die einer Familie gleich kommt und bei der für mich beim Lesen das Gefühl entsteht, in eine bekannte Welt einzutauchen. Seitenstränge werden weiter gesponnen und miteinander verwoben, Charaktere deren Geschichte wir bereits kennen erhalten immer wieder ihre eigenen kleinen Passagen, sodass auch bei ihnen über die Bände hinweg weiterhin eine Entwicklung zu sehen ist. 

Neben der Ausarbeitung der Charaktere, wird jedoch auch das Thema der Bruderschaft nicht vernachlässigt. Die Eigenschaften dieser Verbindung gewinnen stets an neuen Eindrücken, sodass auch in diesem Bereich eine stetige Entwicklung zu erkennen ist.

Während die Lesser, als Feinde der Black Dagger, immer ein aktiver Part in den Vorgängern waren, verlief Omega eher als das Böse am Rande, welches nicht richtig zum Zuge gekommen ist. Ein Spannungsaufbau, der sich über die Reihe zuvor aufgebaut hat und hier nun gekonnt in Szene gesetzt wurde.

Unter den Black Daggern selbst, zeichnet sich jeder durch eine individuelle Fähigkeit aus, sodass wir einer Bandbreite verschiedenster Persönlichkeiten gegenüberstehen, die allesamt ihren eigenen Platz in der Geschichte haben. Langeweile kommt hier gewiss nicht auf, denn die Spannung hält einen auf jeder Seite gefangen und auch die Handlungsstränge selbst bleiben überschaubar. 

Auf Vishous hat uns die Autorin hier schon einen tollen ersten und Neugier schürenden Eindruck ermöglicht. Ein Vampir, der noch jede Menge Spannung verspricht und ins im nächsten Doppelband mit seiner eigenen Geschichte erwartet. Es bleibt spannend ;)

Bonus-Material: [ 46 Seiten umfassend ]

Steckbrief von Dhestroyer (alias Butch)
Interview der Autorin J.R. Ward mit dem Charakter Butch
Kommentare der Autorin
Glossar der Begriffe und Eigennamen