Rezension

Dunnett ist die Beste!

Niccolos Aufstieg - Dorothy Dunnett

Niccolos Aufstieg
von Dorothy Dunnett

Bewertet mit 5 Sternen

In dieser Buchreihe vereint sich das Beste, was es im Regal der historischen Romane zu finden gibt! 

Aber worum gehts: 

Wir steigen direkt mit Niccolo, dem Protagonisten des Buchs, mitten in die Geschichte ein. Niccolo sitzt mit zwei anderen Personen in einen großen Zuber und schwimmt damit im Fluss. Kein langsamer Einstieg, keine vorsichtige Vorstellung der CHaraktere, man ist einfach mittendrin. Dorothy Dunnett hat aber auchgar keinen Grund ihre Charaktere erst einmal langsam einzuführen. DAs kommt ganz von alleine. 

Wir verfolgen jetzt einfach Niccolos Leben. Und da gibt es einiges zu erzählen. Niccolo ist ein einfacher Färberlehrling in Flandern. Er ist angestellt bei einer Witwe, die einen Sohn in seinem Alter hat. Mit eben diesem sitzt er auch in diesem Zuber, zusammen mit dem Lehrer des Sohnes. Aufmerksam wie Niccolo ist zieht er Vorteile aus dieser Freundschaft, wie den Zugang zum Wissen des Lehrers. Daneben genießt Niccolo gerne das gute Leben, feiert, trinkt und ist den Frauen nicht abgeneigt. Das ein oder andere Mal zieht er damit sich und seine Freunde in etwas unglückliche Situationen hinein, weshalb er auch als etwas tölpelhaft gilt. Das faszinierende an dem Ganzen ist aber, wie Niccolo es schafft immer wieder seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ein Talent, dass er noch das ein ums andere Mal nutzen wurd und das ihm gute Dienste leistet.

So folgt man über knappe 800 Seiten dem Lebemann Niccolo der nach und nach nicht nur als Färberlehrling sondern auch als Kurier und ähnliches arbeitet. Mehr kann man über den Inhalt eigentlich nicht erzählen ohne zu viel zu verraten. 

Dorothy Dunnett hat hier in wegweisenden Werk geschaffen. Die Geschichte um Niccolo ist insgesamt auf 8 Bände verteilt, wovon leider nur 5 in einer akzeptablen deutschen Übersetzung vorliegen, da während der Bearbeitung die Übersetzerin wohl verstorben ist. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, weshalb  der Verlag darauf verzichtete die restlichen Bände von  jemand anderen übersetzten zu lassen. Auf Grund des sehr authentischen historischen Hintergrundes der Geschichten wäre es aber bestimmt auch nicht einfach gewesen einen neuen adäquaten Übersetzer zu finden. 

Wie schon oben erwähnt: der Roman versetzt einen Mitten ins Europa Ende des 15. Jahrhunderts. Wir beginnnen in Flandern, genauer Brügge um von da aus eine historische Welt bis ins nördliche Italien zu entdecken. Die ganze Erzählung ist unglaublich in die wahre Geschichte verflochten. Kriege, Herrscher und reale historische Persönlichkeiten wie die Medici werden um einen rum zum Leben erweckt und sind straff in die Handlung eingewoben. Und dies ohne die historischen Fakten zu verbiegen! Ganz bestimmt selten in dem Genre. 

Dorothy Dunnett hat eine Art zu schreiben, die einen sofort gefangen nimmt. Es macht Spaß die Geschichte der Figuren zu folgen. Man wartet darauf, wem man als nächstes begegnen wird. Trotzdem fehlt ein wenig der erkennbare Spannungsbogen. Nicht falsch verstehen: es kommt einem eigentlich nicht in den Sinn das Buch auf Seite zu legen. Langweilig ist es auf keinen Fall. Auf diese Art und Weise könnte Dunnett noch seitenweise weiterschreiben und man würde gebannt weiter lesen. Nur neigen sich die Seiten des Buchs so langsam dem Ende und man will einfach nicht verstehen wie das Buch 80 Seiten später aufhören soll ohne einfach mit einem gigantischen Cliffhanger auf den nächsten Band überzugehen. Aber glaubt mir es geht! Wenn man auf die letzten 100 Seiten zukommt sollte man das Telefon abstellen, den Rechner ausmachen, die Türklingel auf stumm schalten und dafür sorgen, dass Schlaf bis zum Ende der Lektüre ncht benötigt wird. Die vielen Handlungsstränge, die immer wieder lose mit einander verflochten wurden, so dass sie nicht überflüssig wirkten, aber halt eher so einen Nebeneffekt darstellten, finden nun auf einmal alle zusammen. Keine Seite auf der man nicht mindestens 2 mal "Aha" und "so ist das also" denkt. Alles hängt zusammen und macht einen gigantischen Plan offensichtlich den man so niemlas erwartet hätte. Alles, aber auch wirklich jede Handlung, hat am Ende was zu bedeuten. Und genau das ist es, was dieses Buch zu etwas ganz besonderem macht. Soviel sei gesagt: Das Buch heißt nicht umsonst Niccolos Aufstieg. Begonnen als kleiner für tölperhaft gehaltenen Färberlehrling beendet Niccolo den 1. Band als angesehener Kaufmann mit dem Ziel noch größeres zu erreichen. Aber dazu mehr in den folgenden Bänden. 

Ganz egal welches Buchgenre man bevorzugt, wenn man auch nur im Entferntesten etwas mit historischen Romanen anfangen kann, sollte man dieses Buch gelesen haben. Es verschlägt einem den Atem! Die weiteren Bände machen auf diesem hohen Niveau weiter und schaffen es dieses auch zu halten.