Rezension

Durchaus interessant, aber insgesamt zu seicht

Die Philosophin
von Peter Prange

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Frankreich, 18. Jahrhundert: Die junge Sophie lebt mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf und wartet gespannt auf ihre Kommunion. Sie ist ein aufgewecktes Kind, sie kann sogar lesen und schreiben. Ihre Mutter ist allerdings bei den Bewohnern des Dorfes in Ungnade gefallen, da sie in wilder Ehe lebte (aus der auch Sophie entstammt), sich nicht der kirchlichen Obrigkeit fügen will und zudem viel mit Kräutern experimentiert. Es kommt, wie es kommen muss: Ihre Mutter wird als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Sophie muss alles mit ansehen ...
Das Buch macht danach einen Sprung von mehreren Jahren. Sophie lebt nun in Paris, dem melting pot des 18. Jh.s, einer Metropole, in der es von aufklärerischen und sogar revolutionären Ideen nur so brodelt. Sophie hat ihre Begeisterung fürs Lesen und Entdecken beibehalten und lernt eines Tages in einem Café den Schriftsteller und Philosophen Denis Diderot kennen, den späteren Verfasser der ersten großen Enzyklopädie der Weltgeschichte. In einer Zeit, in der Kirche und König aber weiterhin um ihren Machterhalt kämpfen, leben Sophie und Diderot jedoch auf keinem sicheren Pflaster ...

Kommentar:
Der Autor erzählt im Großen und Ganzen die Geschichte aus der Perspektive der jungen Sophie, schlüpft aber auch immer wieder in andere Perspektiven wie die von Diderot, Madame de Pompadour u.a. Daran krankt das Buch auch ein wenig, da so der Fokus nie auf einer Figur liegt, sondern auf mehreren Charakteren. Das Buch ist aber einfach nicht dick genug, um jedem der Figuren die nötige Tiefe zu verleihen. Es bringt m. E. nichts, wenn man für velleicht 30 Seiten mal in die Gedanken der Pompadour Einblick erhält, weil sie nur eine Nebenfigur ist und bleibt. Diesen Platz hätte man noch für Sophie oder eine detailliertere Handlung nutzen können.
Auch der Weg Sophies von einer einfachen jungen Frau ohne Vergangenheit zur Geliebten Diderots und Mitarbeiterin an der Enzyklopädie bishin zur engen Vertrauten von Madame de Pompadour (!!) erscheint doch etwas zu geradlinig und mary-sue-mäßig. Dennoch, sie ist ein sympathischer Charakter, in den man sich gut hineinversetzen kann.
Auch die Fortschritte und Rückschläge rund um die Enzyklopädie sind interessant zu lesen und geben einen guten Einblick in die damalige Zeit und das Ringen um mehr Freiheit und Unabhängigkeit der Menschen von Kirche und Krone. Allerdings bleiben die Geschichte an sich sowie die Hauptcharaktere relativ blass und seicht, können nicht wirklich fesseln. Hier wurde m.E. viel Potenzial verschenkt.

Fazit: Ein Buch mit durchaus interesaantem Thema mit sympathischen Hauptfiguren, das aber viel Potenzial verschenkt aufgrund mehrerer unterschiedlicher Erzählperspektiven und zu viel Mary Sue-Würze.
3 von 5 Sternen