Rezension

Durchweg spannender Krimi mit österreichischem Flair

Faule Marillen - Lisa Lercher

Faule Marillen
von Lisa Lercher

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Krimi, bei dem alles passt: Schreibstil, österreichisches Lokalkolorit, trockener Humor, Spannungsbogen bis zum Schluss, sympathischer Ermittler. Bitte mehr, Frau Lercher!

Cover:
Das Fenster mit der idyllischen Aussicht auf die Marillenplantage und davor ein Blutfleck auf der Fensterbank sind die perfekte Kombination, um auf diesen Krimi einzustimmen. Wirklich gut UND schön gemacht!

Inhalt:
Der Kriminalkommissar bzw. nach österreichischem Rang ist es Major Paul Eigner wird auf eigenen Wunsch in die kleine Wachauer Gemeinde Klein Dürnspitz versetzt. So ist er in der Nähe seiner Schwester samt Familie und dem pflegebedürftigen Vater.
In der Gemeinde wird die Leiche des seit Jahren verschwundenen Ortspfarrers entdeckt. Obwohl Major Eigner Einheimischer ist, fällt es auch ihm schwer, den Dorfbewohnern Informationen zu entlocken. Ebenso muss er erst mal mit den neuen Kollegen in der Wache warm werden.

Mein Eindruck:
Gleich zu Beginn der Krimis fühlt man sich, wie in die Wachau versetzt, auch wenn man noch nie dort war. Die Landschaft ist schön beschrieben, ohne ausschweifend zu werden und die Dialoge sind geprägt vom Dialekt der Region. Letzteres ist jedoch gut zu verstehen und sollte der eine oder andere Ausdruck nicht geläufig sein, hilft wunderbar der Glossar im Anhang weiter. Die Gespräche der Personen sind zuweilen geprägt von sehr subtilem, manchmal auch sehr trockenem Humor, was den Krimi zu einem wahren Lesevergnügen machte.

Eigner selbst ist ein sehr sympathischer Ermittler mit manchmal rauer Schale, aber sehr weichem, sozialen Kern. Seine Frau ist früh verstorben, er hilft seiner Schwester, auf den dementen Vater aufzupassen und hütet ab und an seinen Enkel, wenn seine Tochter arbeiten muss, zu der er ein etwas schwieriges Verhältnis hat.
Die Umstände über den Verlust seiner Frau werden nur angedeutet, so bleibt weiterer Entwicklungsspielraum für weitere Romane dieser Reihe. Das gilt auch für den Charakter von Eigner selbst sowie die Beziehung zu seiner Tochter.

Den Mordfall betreffend bleibt es spannend bis zum Schluss. Es werden immer wieder neue Spuren gestreut. Ein paar führen in die Irre, ein paar letztendlich zum Mörder, der für mich trotz Vorahnung doch eine Überraschung darstellte.
Es gibt keine Kapiteleinteilung, die Abschnitte sind durch Sterne getrennt. Dadurch wurde ich erst recht zum ständigen Weiterlesen verführt, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Schön ist auch, dass hier mit vielen Grautönen geschrieben wurde, es gibt moralisch keine Einteilung in schwarz/weiß bzw. moralisch richtig/falsch. Der Fall ist somit außergewöhnlich und sehr gut gelöst.

Fazit:
Ein Krimi, bei dem alles passt: Schreibstil, österreichisches Lokalkolorit, trockener Humor, Spannungsbogen bis zum Schluss, sympathischer Ermittler. Bitte mehr, Frau Lercher!