Rezension

Echte Seeluft

Zapotek und die strafende Hand - Claudia Rusch

Zapotek und die strafende Hand
von Claudia Rusch

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Sabbatjahr ist doch cool, drei Jahre für drei Viertel des Geldes gearbeitet und ein Jahr frei und trotzdem wird man bezahlt. Und was man mit der Zeit alles anfangen kann. Große Pläne hat der beurlaubte Hamburger LKA-Kommissar Henning Zapotek. Doch seine Pläne werden erstmal durchkreuzt. Sein Elternhaus in der Nähe von Stralsund konnte er nach deren plötzlichen Tod vor einigen Jahren glücklich vermieten. Und nun gerade als Henning mit seinem Segeltörn loslegen will bringt sich dieser Ingo um. Um nach dem Rechten zu sehen ist Henning also wieder in seiner Heimat, aus der er noch vor der Wende geflohen ist. Schon in den ersten Tagen wird Ingos Zimmer durchsucht. Der Ermittler in Henning ist geweckt, sollte Ingos Tod vielleicht kein Selbstmord gewesen sein.

 

Hennig Zapotek kommt also von der richtigen Küste. Dennoch fühlt er sich in seiner Wahlheimat Hamburg wohler, obwohl diese Stadt ja nur vorgibt eine Seestadt zu sein. 80 Kilometer von der Nordsee entfernt hat man keinen Blick auf die See. Wie anders ist es doch daheim, wo die Wellen des Meeres in ihrer Unendlichkeit fast an die Gartenmauer branden. Zapotek, der sein Elternhaus eigentlich nur aufsucht, um es endlich zu verkaufen, wird doch mehr mit seiner Vergangenheit und seiner Bindung an die alte Heimat konfrontiert als er zunächst gedacht hat. Zumal er auch länger bleibt als geplant als seine Neugier und sein Ermittlerinstinkt durch die seltsamen Ereignisse um Ingos Tod geweckt werden. In diesem Spannungsverhältnis des weg wollens und des aufklären wollens und durch die Wiederbegegnung mit alten Bekannten und Freunden kommt doch Zapoteks Bindung an diesen Ort zu tage. Bleiben oder Gehen? Und Ulrike, seine Liebe aus Jugendzeiten, die er ohne Erklärung verließ. 

 

Ein schöner ruhiger Krimi um Hennig Zapotek, der nach hause zurückkehrt. Nicht als Ermittler, sondern als Privatperson, die das Ermitteln nicht sein lassen kann, die sich aber auch der Vergangenheit stellen muss. Gerade dieser Teil der inneren Zerrissenheit Zapoteks ist sehr ansprechend geschildert und gibt einen Blick darauf frei, wie es wohl Menschen nach der Flucht aus der ehemaligen DDR ergangen sein kann und mit welchen Konflikten sie zu kämpfen haben. Die Krimihandlung ist spannend, wirkt aber manchmal etwas konstruiert als habe hinter einer Lösung immer noch eine weitere versteckt sein müssen. Dennoch ein sympathischer neuer Ermittler, der sicher noch einiges zu erzählen hat, wenn er von seiner Reise zurückkommt.