Rezension

Eckt an

Mado -

Mado
von Wolfgang Franssen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Geschichte erzählt von Zusammenhalt, auch dann wenn es schwierig wird. Und es erzählt von starken, eigensinnigen Frauen, die dadurch anecken. Es kommt zu einem unangenehmen Aufeinanderprallen.

Die Geschichte erzählt von Zusammenhalt, auch dann wenn es schwierig wird. Und es erzählt von starken, eigensinnigen Frauen, die dadurch anecken. Es kommt zu einem unangenehmen Aufeinanderprallen.

Mados Fall eckt sogar ganz besonders an. Sie hat ihren Freund erschlagen und flüchtet nun vor den Folgen in ihre alte Heimat. Zur Familie, Mutter und Großmutter. Gemeinsam wollen sie sich dem Problem annehmen. Gleichzeitig finden sich aber auch zurück in der Heimat etliche Ecken, an denen Mado sich stoßen kann: die Kneipe der Mutter, die Streitereien mit der Schwester, die Geldnot und die Langeweile. Am Ende ist auch zuhause bei der Familie nicht alles gut, aber Mado ist nicht nur stark und eigensinnig, sondern auch kämpferisch.

Ich finde die Frauen in diesem Buch spannend. Vor allem auch ihr Zusammenspiel. Die vielen weiblichen Figuren der Geschichte, allen voran Mado, ermöglichen in diesem Buch einen mit erlebbaren, verständlichen Einblick in die Rolle des sogenannten schwächeren Geschlechtes: Gewalt, Abhängigkeit, Unterdrückung. All das schildert Mado auf eine zynische, ernste Art, die so zu einer Mahnung und zu einem Erklärungsversuch unserer Gesellschaft wird. Das macht das Buch zu keiner leichten Kost. Die Geschichte und die Personen sorgen dafür, dass diese Geschichte kein Vergnügen wurde. Das Lesen strengt an und fordert Durchhaltevermögen.

Die so oft beworbene unkorrekte, unkonventionelle Art des Buches habe ich beim Lesen nicht so stark empfunden. Was auffällig ist die extreme gesellschaftliche Position Mados: besonders viel Pech, besonders schlechte Ausgangslage, besonders tief gesunken, besonders schlechten Männergeschmack und besonders stur. Das gibt der Geschichte zum einen Intensität und Schwung, zum anderen treibt sie die Protagonisten aber auch von seinen Lesern weg, die in aller Regel Durchschnittsmenschen sind. Mir erschien so alles übertrieben und nicht unkorrekt und dadurch unglaubhafter, als es eine konventionellere Geschichte getan hätte.