Rezension

Eher anstrengend als fröhlich

O du fröhliche Weibernacht -

O du fröhliche Weibernacht
von Heike Wanner

Bewertet mit 2 Sternen

Die Protagonistinnen sind grauenhaft, vor allem Ulrike. Noch dazu scheint es sich für sie alle um Männer zu drehen. Das hat mir keine Weihnachtsstimmung beschert...

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

 

Aufmachung:

Das Cover finde ich in Ordnung; durch den Baum sieht man direkt, dass es um Weihnachten geht, der Leuchtturm im Hintergrund deutet das Setting von Helgoland an.

Ich finde es nicht so schön, dass es mir im Laden aufgefallen wäre, aber ich finde es auch nicht schlecht. :D

 

Meine Meinung:

Tja, ich wünschte, mir hätte das Buch besser gefallen!

Es hätte nämlich eine superwitzige, lockerflockige Weihnachtsgeschichte sein können, aber leider kam beim Lesen dieses Buches gar keine Weihnachtsstimmung in mir auf. :/

 

Das ist gar nicht mal so sehr von Anfang an klar.

Natürlich lernt man bereits im Prolog alle vier Frauen, um die es in diesem Roman geht, kennen, darunter vor allem Ulrike und Cordula.

 

Cordula hat mir anfangs wirklich gut gefallen. Sie sagt was sie denkt und lässt sich von anderen nicht einschüchtern. Dabei hat sie einen trockenen, direkten Humor, was sie für mich auf Anhieb sympathisch machte.

Das absolute Gegenteil stellte dabei Ulrike dar. Sie hat – wie man so schön sagt – einen Stock im Hintern, und das merkt man auch. Das an sich ist nicht mal unbedingt das, was mich am meisten gestört hat. Ich fand es an ihr einfach grauenhaft – anders kann man es ehrlich nicht ausdrücken! –, wie respektlos und von oben herab sie andere Leute, vor allem solche, die hierarchisch unter ihr stehen, behandelt. Dabei hält sie sich selbst für die Größte und sucht den Fehler immer bei den anderen.

Diesen Eindruck hatte ich bereits im Prolog von ihr und das hat sich auch für den Rest der Handlung nicht geändert.

 

Wäre sie der einzige Störfaktor gewesen, könnte ich dem Buch vielleicht eine bessere Bewertung geben, auch wenn sie eine der Protagonistinnen ist.

 

Aber auch die anderen beiden Figuren, und ab einem gewissen Punkt sogar Cordula, konnten mich nicht überzeugen.

Jana wirkte auf mich sehr ich-bezogen und oberflächlich. Obwohl man durchaus auch andere Seiten von ihr kennenlernt, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mehr ist als das. Zudem haben sie einige ihrer Handlungen in meinen Augen wirklich unsympathisch gemacht, zum Beispiel (oder vor allem) ihre „Verschönerungsversuche“ an Miriam. Was gibt Jana das Recht, Miriams Kleidungsstil als „langweilig“ zu beurteilen und sie deshalb einer Zwangsveränderung unterziehen zu können? Wer sagt Jana denn, dass ihr Stil der einzig richtige ist, sodass ihr Handeln gerechtfertigt ist?

 

Gegen Miriam habe ich da noch am wenigsten einzuwenden. Sie ist einfach das typische „stille Mäuschen“, die erst ganz am Ende aus sich herauskommt. Es hat mich ein wenig gestört, dass sie alles über sich hat ergehen lassen und nicht den Mumm hatte, sich zu wehren, auch wenn manches ihr offensichtlich nicht gefallen hat.

 

Cordula ist zwar die meiste Zeit über diejenige, die oft das angesprochen hat, was mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist (vor allem hat sie Ulrike öfter in ihre Schranken gewiesen), aber irgendwann fängt auch sie an, Entscheidungen zu treffen, die ich einfach nicht mehr nachvollziehen konnte, und ab da war es mit meiner Sympathie für sie auch dahin.

 

Was mich an allen vier Frauen und demnach auch an dem gesamten Buch jedoch am meisten gestört hat, ist Folgendes: Es dreht sich bei jeder Entscheidung, die die vier treffen, bei jeder Unterhaltung untereinander um einen Mann! Man bekommt wirklich den Eindruck, dass ein bestimmter Mann (für jede ein anderer, versteht sich), das Zentrum ihrer Welt ist; darüberhinausgehend kann keine der vier Frauen etwas vorweisen.

 

Ich weiß nicht, ob das an meinem Alter und meiner Unerfahrenheit liegt, dass ich so negativ auf diesen Roman reagiere, oder an meiner Einstellung, dass man mittlerweile von einem Frauenroman eigentlich erwarten kann, dass die Protagonistinnen einen Sinn im Leben unabhängig von irgendwelchen Männern sehen. Vielleicht ein bisschen von beidem. Ich konnte mich jedenfalls mit den vier Protagonistinnen und ihren Geschichten vor allem aus diesem Grund nicht anfreunden.

 

Da hilft es auch nicht, dass der Plot nicht besonders herausragend war. Natürlich gehört zu einer Weihnachtsgeschichte eine gehörige Portion Kitsch und Klischees dazu, und damit geht auch oft Vorhersehbarkeit der Handlung einher.

Allerdings ist wirklich nichts an O du fröhliche Weibernacht überraschend; ich wusste bereits nach kurzer Zeit, wie der ganze Roman enden würde.

 

 

Fazit:

Der Klappentext ist zwar vielversprechend, allerdings mangelt es deutlich an der Umsetzung.

Bis auf wenige lustige Szenen bereitet O du fröhliche Weibernacht keinerlei Lesevergnügen, was vor allem an den eindimensionalen Protagonistinnen, die nur die Männerwelt im Kopf zu haben scheinen, liegt. Dabei war mir hauptsächlich Ulrike ein Dorn im Auge, die nur auf alles und jeden herumhacken konnte, aber sich selbst nie in der Schuld gesehen hat.

Hinzu kommt, dass das Buch auch inhaltlich zu 100% vorhersehbar war. Das Buch ist nicht dick, aber man ist trotzdem froh, wenn man es beendet hat.

Die 2/5 Lesehasen gibt es nur, weil mir Cordula zum Anfang noch sympathisch war und sie für den einen oder anderen Lacher gesorgt hat.