Rezension

Eher eine mittelmäßige Leistung und definitiv kein Thriller

Die Meisterdiebin - Tess Gerritsen

Die Meisterdiebin
von Tess Gerritsen

Bewertet mit 2 Sternen

Ich habe bereits mehrere Thriller von Tess Gerritsen gelesen. Als letztes Buch lag „Scheintot“ auf meinem Nachttisch und ich habe es wirklich genossen. Als ich kürzlich „Die Meisterdiebin“ in meiner Buchhandlung fand, genügte mir ein kurzer Blick auf den Klappentext und das Buch zog bei mir ein. Ich hätte misstrauischer sein müssen. Denn der Klappentext enthält bereits merkwürdige Formulierungen für einen Thriller. Da ist die Rede davon, dass Clea, die Heldin, „beschützt“ werden muss. Hm... Von einer Heldin nach klassischem Thriller-Muster erwarte ich eigentlich, dass sie andere beschützt bzw. sich selbst beschützen kann. Aber... ich habe mich von der Genre-Bezeichnung „Thriller“ auf dem Cover täuschen lassen. Ja, lieber HarperCollins Verlag. Das ist eine Täuschung! Ihr wisst wohl selbst, wieso ihr dieses Buch - nach einer englischsprachigen Erstveröffentlichung 1995 erst mehr als 20 Jahre später auf den deutschen Markt gebracht habt. Wie einmal Simon Ofenloch schrieb, ist „charakteristisch für [einen] Thriller das Erzeugen eines Thrills, einer Spannung, die nicht nur in kurzen Passagen, sondern während des gesamten Handlungsverlaufs präsent ist, ein beständiges Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung“ Davon sind wir hier Lichtjahre entfernt. Lichtjahre! 
Ich erspare mir hier, die ohnehin dünne Story anzureißen. Das ganze Buch wirkt wie eine Reihe von Kapiteln, die bei einem anderen Buch weggekürzt wurden und nun gewinnbringend auf den Markt geworfen werden. Die Charaktere sind holzschnittartig, bleiben durchgehend blass und eine echte Spannungskurve entsteht auch nicht in Ansätzen. Die Handlung selbst ist in weiten Teilen an den Haaren herbeigezogen und teilweise unlogisch. Das Klischeehafte Verhalten der beiden Hauptpersonen ist streckenweise schwer erträglich und passt deutlich besser ein eine billige Liebes-Schmonzette. Ich habe immer wieder Seiten überblättert, in denen nur geschmachtet wurde. Wenn ich das hingebungsvolle Anstarren goldiger Brusthaare beschrieben haben möchte, kaufe ich einen Groschenroman, aber keinen Thriller! Alles in allem sind hier nach meiner Einschätzung Reste zusammen gekocht worden. Leider unverdaulich. Tess, wir müssen reden...