Rezension

Eher unbeeindruckend

Atalanta -

Atalanta
von Jennifer Saint

Vom eigenen Vater als Säugling verstoßen und zum Sterben im Wald ausgesetzt überlebt Atalanta nur durch die Gunst der jungfräulichen Göttin Artemis. Großgezogen von einer wilden Bärenmutter, bis sie alt genug ist von ihr zu lernen, wird Atalanta unter Artemis Führung zu einer sagenhaften Jägerin, zu einer Heldin, wie es sie nur einmal in ganz Griechenland gibt. Um zu beweisen, dass Atalanta es selbst mit den größten Helden der Antike aufnehmen kann, trägt Artemis ihrem Schützling auf, sich in ihrem Namen Jason und seinen sagenhaften Argonauten auf der Jagd nach dem legendären goldenen Vlies anzuschließen. Verspottet und unterschätzt von ihren Mitstreitern muss Atalanta fernab der Heimat lernen, dass es ihr alles abverlangen wird, sich als Heldin unter ihnen zu beweisen.

Atalanta von Autorin Jennifer Saint gibt erneut einer der eher unbekannten Frauengestalten der griechischen Mythologie eine eigene Geschichte. Und was für eine Frau sie sich hierfür erwählt hat. Kaum einem ist wohl bewusst, dass auf der legendären Argo auch eine Frau mitgesegelt ist. Ein Missstand, dem Jennifer Saint mit diesem Buch begegnet.
Ich bin ein großer Fan von Neuerzählungen griechischer Heldensagen, besonders solche, die den Frauen jener Sagen ihre Aufmerksamkeit schenken und so habe ich mich sehr auf Atalanta gefreut. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, will ich nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, denn das trifft nicht zu, aber all zu sehr konnte mich diese Neuerzählung nicht begeistern.

Es ist sicherlich eine ordentliche Herausforderung für jeden Autor und jede Autorin eine Geschichte zu erzählen, die in ihrer Handlung von Anfang bis Ende vorgegeben ist, denn die kreativen Ausgestaltungsmöglichkeiten sind dadurch ganz schön beschränkt. Es kommt finde ich also wirklich drauf an, das Beste aus den Szenen und Figuren herauszuholen. Gerade das ist Jennifer Saint mit Atalana finde ich nicht so gut gelungen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Geschichte wird ziemlich einfach und flach herunter erzählt. Das funktioniert zu Anfang ganz gut, wo noch nicht viel Ereignisreiches passiert und Atalantas Jahre der Kindheit und des Erwachsenwerdens beschrieben werden. Atalanta versteht viele Dinge noch nicht richtig, weil sie so fernab der Gesellschaft und unter dem Schutz von Artemis heranwächst. Doch spätestens als Atalanta aufbricht, um sich Jason und den Argonauten anzuschließen, hätte ich darauf gehofft, dass die Erzählung etwas spannungsvoller wird. Das passiert jedoch nicht. Jede Herausforderung, Schlacht oder Prüfung, der die Argonauten begegnen, wird kurz, bündig und wenig dramatisch abgehandelt, wie ein Punkt auf einer Checkliste. So kam für mich selbst bei den eigentlich aufregenden Szenen nur wenig Spannung auf.

Ähnlich flach blieb für mich auch die titelgebende Heldin. Durch die Erzählung lernt man zweifellos Atalantas Sage kennen, aber nicht Atalanta selbst und genau darauf hatte ich irgendwie gehofft. Statt einer komplexen, aufregenden und nahbaren Heldin, die sich gegen all die Männer durchsetzt, die auf sie hinabsehen, bekommt man eine eher eindimensionale Protagonistin, deren Entscheidungen und Emotionen für mich nicht sehr nachvollziehbar waren. Hängen blieb vor allem ihre Tendenz sich selbst zu bemitleiden.
Der große Pluspunkt bei diesem Buch war für mich der Schreibstil. Ich fand es super einfach in die Geschichte hineinzufinden und mit dem flüssigen und bildhaften Worten der Autorin flogen die Seiten nur so dahin. Besonders angesichts der fehlenden Spannung war es der Schreibstil, der mich dranbleiben ließ.

Mein Fazit zu Atalanta fällt gemischt aus. Eine Enttäuschung war das Buch nicht direkt, aber es steht definitiv nicht aus der Masse heraus.