Rezension

Ehrlich? Es gibt bessere Bücher, die das Thema Glück behandeln ...

Wie Sie unvermeidlich glücklich werden - Manfred Lütz

Wie Sie unvermeidlich glücklich werden
von Manfred Lütz

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit Büchern, die sich mit der allgemeinen Psychologie beschäftigen, welches Thema auch immer, auf dem Kriegsfuß stehe.

Aufgrund von Panikattacken habe ich jahrelange Psychotherapeutenerfahrung (ein schönes Wort) und wenn ich eins weiß, dann, dass mir wirklich keiner der Therapeuten so richtig helfen konnte. Aus allen Therapien habe ich letztendlich kleine Bröckchen zusammen getragen und mir meinen eigenen Therapieplan erstellt. Und es stimmt ... Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott! ... und, nein, ich bin nicht gläubig, aber an dem Sprichwort ist schon was Wahres dran.

Vor zwei Monaten habe ich das Buch "Wie sie unvermeidlich glücklich werden" von Manfred Lütz geschenkt bekommen. Da ich keineswegs unglücklich bin, das Gegenteil ist der Fall und das trotz meiner Panikattacken, habe ich das Buch erst einmal stiefmütterlich behandelt. Da man ja aber einem geschenkten Gaul nicht ins Maul gucken soll, habe mich dann doch die letzte Woche über die Seiten des Buches hergemacht. Und siehe da, meine Sichtweise, auf Bücher, die sich mit der Psychologie beschäftigen, hat sich mit diesem Buch nicht geändert.

Was ich schon einmal vorwegnehmen möchte: Wer bis dato über das Lesen der Bild-Zeitung nicht herausgekommen ist, der ist wahrscheinlich mit diesem Buch gut bedient. Für den Rest der lesenden Zunft sei gesagt ... Finger weg! Für die knapp 20 Euro, die dieser Ratgeber, welch hochtrabendes Wort, kostet, kann man lieber einen Obdachlosen glücklich machen oder sich einfach eine leckere Pizza gönnen.

Laut Buchrücken ist die Lektüre „Das ultimative Glücksbuch". Der Leser wird aber gleich darauf hingewiesen, dass Glücksbücher unglücklich machen können. Damit dem nicht so ist, sollte man an dieser Stelle bereits das Buch aus den Händen legen und  zum Original "Anleitung zum Unglücklichsein" von Paul Watzlawick greifen. Der Versuch, die Lektüre von Watzlawick zu kopieren, gelingt auf keiner Ebene. Dem Autor fehlt es an allem. Weder Wortwitz noch ge- und erlebte Kompetenz machen dieses Buch zu dem, was es transportieren soll, dem Weg ins Glück. Langweilige und mehr als oberflächliche Stellungnahmen des Autors zum Thema lassen den ambitionierten Leser mit einem, ich will es mal freundlich ausdrücken, flauen Gefühl in der Magengegend zurück. Ich frage mich, warum sich jemand an das große Thema "Glück" heranmacht, wenn er doch an keiner Stelle etwas zu sagen hat und das, was er sagt, schon längst von anderen niedergeschrieben worden ist. Nicht Neues wird hier dem Leser präsentiert.

So wiederholt Lütz beispielsweise mehrfach, dass ein guter Freundeskreis glücklich macht. Okay, das dürfte allgemein bekannt sein. Warum dem aber so ist und was eine Freundschaft wirklich ausmacht, erfährt der Leser nicht.

Die Glücksgebrauchsanweisung, die der Autor immer mal wieder ankündigt, habe ich bis zur letzen Seite vermisst. Es gibt sie einfach nicht. Vielmehr erfährt der Leser, dass beispielsweise Karl Jasper einen verhältnismäßigen großen Schädel besaß, die großen Meister der Psychologie zu Lebzeiten nicht anerkannt wurden, aber dennoch glücklich waren. Das dies nun wirklich alles andere als etwas Neues ist, naja, dazu muss ich wohl wirklich nicht viel schreiben. 

Weiter erfährt man, dass im Leid Glück und Unglück nahe beieinander liegen. Vielleicht ist diese Erkenntnis sogar eine sehr wichtige, nur leider bleibt der Autor auch hier dem Leser wieder eine Antwort schuldig. Immer wieder werden von Lütz Behauptungen aufgestellt, die er aber an keiner Stelle belegt. 

Besonders lustig wird es an einer Stelle, an der der wissbegierige Leser erfährt, dass, wenn er sein Leid annimmt, glücklich wird. Hingegen würde er allerdings unglücklich, wenn er arbeitet. Dass die Annahme des Schicksals Grundvoraussetzung dafür ist, um nicht daran zu Grunde zu gehen und um eines Tages wieder ein glückliches Leben führen zu können, dass haben auch schon schlaue Gelehrte vor mehr als 2000 Jahren gewusst. Interessant aber zu wissen, dass Arbeitslosigkeit glücklich macht. Es lebe der Sozialstaat.

Diverse weitere Behauptungen stellt der Autor auf, ohne auch nur eine zu belegen. Im Grunde aber auch nicht weiter schlimm, da all das, was Lütz von sich gibt, schon längst bekannt ist und schon von gebildeten Menschen aus der Antike übermittelt wurde. Neues erfährt der Ratsuchende nicht. 

Ich mache es jetzt einfach kurz: Wer wirklich wissen will, wie er glücklich werden kann, der benötigt diese Lektüre nicht. Er ist mit dem Werk von Paul Watzlawick "Anleitung zum Unglücklichsein" wesentlich besser bedient.