Rezension

Eichmann oder von der Banalität des Bösen

Eichmann in Jerusalem - Hannah Arendt

Eichmann in Jerusalem
von Hannah Arendt

Bewertet mit 5 Sternen

"Das Beunruhigende an der Person Eichmanns war doch gerade, dass er war wie viele und dass diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind. Vom Standpunkt unserer Rechtsinstitutionen und an unseren moralischen Urteilsmaßstäben gemessen, war diese Normalität viel erschreckender als all die Greuel zusammengenommen …" (Hannah Arendt)

"Eichmann in Jerusalem" erzählt anhand von Prozessunterlagen die Geschichte des NS-Verbechers Adolf Eichmann. Dieser wurde 1960 durch den israelischen Geheimdienst in Argentinien festgenommen und nach Israel gebracht. Dort wurde Eichmann, der maßgeblich an den Abtransporten in Konzentrationslager beteiligt war, vor Gericht gestellt und nach achtmonatiger Verhandlung zum Tode verurteilt. Die Autorin verfolgte für den "New Yorker" den Prozess, woraus letztenendlich dieses Buch entstand. Neben Rückblicken auf das Leben Eichmanns ist vor allem die Beschreibung seiner Person höchst interessant. Arendt beschreibt Eichmann als normalen Menschen, der lediglich das getan hat, wozu er verpflichtet wurde. Sie arbeitet heraus, das Eichmann keineswegs physisch krank, sondern lediglich etwas unterbemittelt war und somit nur Befehlen und Gesetzen gehorcht hat. Auch Eichmann selber ist sich keiner Schuld bewusst und bezeichnet sich als „Pontius Pilatus“ Arendt verwendet hier den Begriff von der „Banalität des Bösen“, was auch häufig kritisiert wurden.

„Och ne, nicht schon wieder ein Buch, dass mit dem Nationalsozialismus zu tun hat“, dachte ich, als ich im Rahmen einer Lesechallenge zu „Eichmann in Jerusalem“ griff. Doch bereits die ersten Seiten überzeugten mich von dem Werk. „Eichmann in Jerusalem“ ist ein erschreckend offenes und gleichzeitig auch beängstigendes Buch. Die Darstellung Eichmanns ist meiner Meinung nach sehr ungewöhnlich aber durchaus faszinierend. Ohne mit Eichmann zu sympathisieren, gibt das Buch doch einen anderen Blick auf NS-Verbrecher. Ich kann es jedem nur empfehlen.