Rezension

Ein altbekannter und ein völlig neuer Pehov!

Schattendieb - Alexey Pehov

Schattendieb
von Alexey Pehov

Bewertet mit 5 Sternen

Alexey Pehov, der seit 2012 auch im deutschen Raum mit seinen fulminanten Fantasyreihen bekannt wurde, kann sich nicht ganz unbegründet in die Riege der großen Autoren neben Lukianenko, Sapkowski oder Glukhovsky einreihen.

Mit „Schattendieb“ ist ein Erzählband erschienen, der es angestammten Fans seiner drei Welten, sowie auch völlig neuen Lesern ermöglicht, einen unglaublich facettenreichen Pehov kennen- und schätzen zu lernen.

2012 war „Wind“ mein erster Roman dieses Autors, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte. Den Meuchelmörder Ness und seine Frau Lahen habe ich voller Spannung durch Hara begleitet. Erst 2015 entdeckte ich dann die Schatten-Trilogie – für mich mit Abstand die beste Reihe von Pehov - eine Reihe um den menschlichen Dieb Garrett, der sich mit viel Witz, Humor und Klugheit auf eine weite Reise begibt. Danach folgte noch „Dämonenjäger“, das vom fliegenden Elfen Lass erzählt, der ein völlig neues Leben als Flieger eines dämonenbetriebenen Aeroplans beginnt und dabei ungewöhnliche Freundschaften (u. a. mit einer Orkfamilie) schließt.

Was an diesem russischen Autor besonders ist, ist vor allem sein erzählerisches, humorvolles Können. Hier erwartet einen nicht das typisch Fantasy-Komische eines Terry Pratchett, sondern viel Ironie und Sarkasmus, mit dem sich die starken und selbstbewussten Charaktere wappnen.

In dem neuen Erzählband sind ingesamt acht 30-100-seitige Kurzgeschichten versammelt, vier davon spielen in den bereits bekannten Welten von Pehov, Fans der Reihen kommen also sehr auf ihre Kosten.

Die besonders Stärke, wie ich finde, zieht dieser Band allerdings aus seinen vier völlig eigenständigen Erzählungen, die mir einen Pehov präsentiert haben, der todernst sein kann und der seine Charaktere über moralische Fragen reflektieren lässt. Es werden Thematiken wie verlorene Geisterseelen, der Kampf gegen übermächtige Dämonen und auch die Hexenverbrennung thematisiert, über die der Autor pointiert und mit mehr Ernsthaftigkeit zu schreiben vermag.

Pehovs Stärke liegt eindeutig in der Beschreibung seiner Figuren, die er vor allem durch Kleidung, Sprache und vereinzelt sogar ihren Glauben auszeichnet. Feine Dialoge, eine spannende Atmosphäre und der Kontakt verschiedener Völker (Orks, Elfen, Menschen, etc.) sind Pehov oftmals wichtiger als das große Kriegsgeschehen.

Alle seine Bücher sind mit Glossaren versehen, die einem helfen in den verschiedenen High-Fantasy-Welten einen Weg zu fremden Begrifflichkeiten zu finden.

Der einzige Kritikpunkt ist, dass Pehov leider Frauenfiguren sehr marginalisiert. Die wenigen Frauen, die auftauchen sind zwar häufiger herausragende Kriegerinnen oder Zauberinnen, allerdings wünschte ich sie mir manchmal als Äquivalent zum männlichen Protagonisten.

Nichtsdestotrotz hat sich Alexey Pehov zu einem meiner absoluten Lieblingsfantasyautoren entwickelt, weshalb ich seinen Werdegang sicher noch ein paar Jahre mitverfolgen werde.