Rezension

Ein außergewöhnlich emotionaler Reisebericht, der einen tief bewegt und inspiriert!

Ins Nirgendwo, bitte! - Franziska Bär

Ins Nirgendwo, bitte!
von Franziska Bär

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Die 22-jährige Franziska und ihr Freund Felix beschließen 2015 durch den Westen der Mongolei zu wandern. 400 Kilometer lang. Zu Fuß! Ein Vorhaben, das bei den meisten Menschen Unverständnis auslöst, wenn sie erfahren, wo die Mongolei sich eigentlich genau befindet und wie dünn besiedelt das Land ist. Was macht man dort nur, wenn man einen Notfall hat und weit und breit keine Menschenseele zu finden ist? Wie sorgt man für genug Nahrung und Wasser und ein schützendes Dach über den Kopf bei sämtlichen Wetterlagen? All diese Fragen schreckten die beiden nicht ab und sie machten sich mit akribischer Vorab-Planung, einem Zelt, Astronautennahrung und ein paar uralten russischen Militärlandkarten auf den Weg in das größte Abenteuer ihres bisherigen Lebens.

Meine Meinung

Franziska Bär beschreibt die Reise mit all ihren Herausforderungen auf eindringliche und äußerst bildhafte Weise. Durch die detaillierten Beschreibungen der Landschaften, die sie durchwanderten, und der Menschen, denen sie begegneten, hatte ich stets einen bunten Film vor Augen und fühlte mich wie eine unsichtbare Mitreisende, die das Abenteuer hautnah miterlebt. Da Franziska auch ihre tiefsten Gefühle - die von riesige Freude bis hin zu tiefster Verzweiflung reichen - mit dem Leser teilt, wurde ich von der Reise auch emotional sehr berührt. Viel mehr als von einem klassischen Reisebericht. Gerade diese emotionale Tiefe macht dieses Buch so besonders und einzigartig. Bei manchen Erlebnissen. z. B. als Franziska und Felix einen eisigen Fluss durchqueren mussten oder als auf einmal wildfremde Männer ins Zelt kamen, als Franziska sich ganz alleine darin befand, hielt ich vor Schreck fast die Luft an. Bei anderen magischen Momenten, z. B. als Franziska endlich ihre Zehen in den See Khuk Nuur stecken konnte, der das große Ziel der Wanderung war, strahlte ich mit ihr über das ganze Gesicht.

Diese Wanderung zeugt nicht nur vom großen Mut sich einem so gewaltigen Abenteuer zu stellen, sondern zeigt uns vor allem wie wichtig es für ein Paar ist als eingeschworenes Team zu agieren, auf den anderen einzugehen und ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben. Das erfordert absolute Offenheit, ein ehrliches Ansprechen von Zweifeln und Ängsten und großes Vertrauen in sich selbst und den Partner. Franziska und Felix beweisen ganz eindrucksvoll, dass auch scheinbar unüberwindbare Hürden mit Mut, Vertrauen, Teamgeist und einer angemessenen Planung machbar sind und das eigene Leben auf magische und nachhaltige Weise bereichern können.

Auch die Begegnungen mit den verschiedensten Menschen haben mich sehr berührt. Wenn aus Fremden Freunde werden und unfassbar ärmlich lebende Menschen auf einmal alles auftischen, was sie haben, wird einem richtig warm ums Herz und man erkennt, wie viel Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft es auf der Welt gibt. Auch hat das Lesen des Buches eine große Dankbarkeit in mir ausgelöst. Dankbarkeit für die Fülle, in der wir in Deutschland leben. Wir können stets in den Supermarkt um die Ecke gehen, haben ein Krankenhaus in der Nähe, ein Dach über dem Kopf und ein warmes Bett für die Nacht. Und sauberes, trinkfertiges Wasser kommt direkt aus dem Wasserhahn. Oft vergisst man im Trubel des Alltags wie wunderbar die unscheinbaren Dinge des Lebens sind.

Die Reise der beiden ist nicht nur eine Reise ins Nirgendwo, sondern auch zu sich selbst, zu den eigenen Stärken und Schwächen und sie macht bewusst, was wirklich zählt im Leben und wie wenig man zum Glücklichsein benötigt.

Fazit

Für mich einer der besten Reiseberichte, den ich bislang gelesen habe. Er glänzt mit äußerst interessanten Informationen, wunderbaren Beschreibungen von Land und Leuten und ganz viel Gefühl! Ein Must-Read für alle, die persönliche und authentische Reiselektüre lieben!