Rezension

Ein besonderer Lesegenuss

Der Medicus von Heidelberg - Wolf Serno

Der Medicus von Heidelberg
von Wolf Serno

Wie fasst man sich kurz, wenn es um ein Werk von nahezu 700 Seiten geht, die auch noch alle eine sehr komplexe Handlung beinhalten? Gar nicht so einfach...

"Der Medicus von Heidelberg" ist das erste Buch von Wolf Serno, das ich gelesen habe. Bei jedem neuen Autor ist man gespannt, wie einem der Schreibstil gefällt, bei einem so beeindruckend dicken Werk natürlich umso mehr, denn wer quält sich schon gern durch viele hundert Seiten?

Dass meine Bedenken in dieser Richtung unnötig waren, konnte ich dann allerdings bereits nach einigen Seiten feststellen - denn direkt mit den ersten Sätzen befindet man sich als Leser gleich neben Lukas Nufer, mittendrin in der Geschichte. Und diesen Platz verlassen wir auch nicht mehr, denn die Handlung begleitet Lukas Nufers Leben: sein Studium in Basel, sein gefahrvoller Weg von Basel über Heidelberg nach Erfurt, der Ausbruch der Pest, seine Rückkehr nach Heidelberg und so vieles mehr noch.

Die Geschichte um Lukas nimmt den Leser derart plastisch mit ins 16. Jahrhundert, dass das Buch auch gern ewig hätte weitergehen können - letztendlich begleiten wir nur ein paar Jahre und schon diese sind so gedrängt voll mit Informationen über das Leben in der damaligen Zeit, über den Stand der medizinischen Wissenschaft (die aus heutiger Sicht manch skurrile Ansicht vertrat), die Differenzen zwischen Wissenschaft und Kirche - ich könnte ewig so weiter machen...

Auch bekannte Gesichter der Historie tauchen in Lukas' Leben auf, so ist mir Martin Luther im Laufe der Zeit doch sehr sympathisch geworden!

"Der Medicus von Heidelberg" ist kein Buch, das man "mal eben" durchliest, sondern ein ganz besonderer Lesegenuss, bei dem man jede Seite voll auskosten kann und sollte. Wolf Serno ist ein Autor, den ich mir definitiv merken werde und von dem ich sicher noch weitere Bücher lesen werde!