Rezension

Ein Blick in die Zukunft

Ich schreib dir morgen wieder - Cecelia Ahern

Ich schreib dir morgen wieder
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 2.5 Sternen

Das Leben der sechzehnjährigen Tamara liegt in Scherben. Nach einem finanziellen Ruin hat ihr Vater Selbstmord begangen und sie mit ihrer Mutter alleingelassen. Das große Haus mit Pool, in dem Tamara seit ihrer Kindheit wohnt, muss verkauft werden, ebenso wie alle anderen Besitztümer der Familie. Tamara und ihre Mutter kommen bei Tante und Onkel des Mädchens, einem spießigen Ehepaar, das in einem verschlafenen Nest wohnt, unter. Während die Mutter sich scheinbar immer tiefer in ihrer Trauer vergräbt versucht Tamara verzweifelt, irgendwie zurechtzukommen. Eines Tages findet sie ein altes Tagebuch, das ihr dabei hilft - indem es ihr heute schon aufschreibt, was morgen geschehen wird.

Als großer Ahern- Fan habe ich den neuen Roman der irischen Bestsellerautorin mit großer Spannung erwartet. Allerdings hatte ich meine Erwartungen schon etwas zurückgeschraubt, da mich ihre letzten beiden Bücher "Ich hab dich im Gefühl" und "Zeit deines Lebens" leider nicht so sehr begeistern konnten. Und dies erwies sich als durchaus angebracht, denn auch "Ich schreib dir morgen wieder" kann meiner Meinung nach nicht mit "PS: Ich liebe dich" oder "Vermiss mein nicht" mithalten.

Die Idee hinter dem Roman - nicht du erzählst dem Tagebuch, was heute war, sondern das Tagebuch erzählt dir, was morgen sein wird - hat durchaus Potenzial und wurde von Cecelia Ahern stellenweise auch gut umgesetzt. Insgesamt kam mir aber zu wenig Tagebuch in der Geschichte vor, dafür, dass es eine so große Rolle für die Handlung spielte.

Der Anfang zog sich ein wenig in die Länge, es dauerte etliche Seiten bis die Geschichte in Fahrt kam. Durch intelligent eingebaute, manchmal ein wenig versteckte Hinweise schaffte es die Autorin aber von Anfang an, Spannung zu erzeugen und den Leser neugierig zu machen auf das, was noch kommen sollte. Diese Spannung half sehr gut über langatmige Passagen, von denen es besonders in der ersten Hälfte des Buches doch einige gibt, hinweg. Zum Schluss raste die Geschichte dann nur so dahin, auf den letzten 150 Seiten passiert plötzlich so viel, dass man mit den Gedanken kaum noch hinterherkommt. An dieser Stelle ging mir dann, nach dem langen Anfang, alles ein wenig zu schnell. Das Ende war mir dann auch ein wenig "too much", hier hat die Autorin für meinen Geschmack ein wenig zu dick aufgetragen.
Ich hätte mir insgesamt mehr Ausgewogenheit für die Handlung gewünscht.

Die Charaktere blieben, bis auf Tamara, sehr oberflächlich und wenig greifbar. Bei den Figuren der Mutter, der Tante und des Onkels kann das durchaus beabsichtigt gewesen sein. Aber Schwester Ignatius und auch Weseley hätte ich gerne näher kennengelernt. Einzig über Tamara als Protagonistin erfährt man eine Menge, und sie war mir auch, wahrscheinlich entgegen aller Meinungen, recht sympathisch. Ihre Entwicklung vom verwöhnten, versnobten Gör zu einem guten Menschen hat mich sehr berührt. Ihr Verhalten war die meiste Zeit über für mich nachvollziehbar, ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Mit "Ich schreib dir morgen wieder" ist Cecelia Ahern leider wieder kein "Kracher" gelungen. Durch ihre unvergleichliche Schreibweise und eine nette Idee ist ihr aber ein Roman gelungen, der dem Leser durchaus ein paar Stunden Lesevergnügen bescheren kann.