Rezension

Ein Buch, das man nicht gelesen haben muss ...

ICH WILL RAUS HIER - Nataly Bleuel

ICH WILL RAUS HIER
von Nataly Bleuel

Nein, ich habe keine hohe Erwartungshaltung. Na klar, wenn ich ein Buch zu lesen beginne, dann freue ich mich auf das, was mich die nächsten Stunden und Tage begleiten wird. Wenn es sich dann auch noch um ein Sachbuch handelt, dann hoffe ich auf Neues und vorallem Interessantes. Tja, aber manchmal komme auch ich nicht so ganz auf meine Kosten, aber lest doch selbst.
Das Buch von Nataly Bleuel beginnt dramatisch, aufrührend und spannend, schlichtweg so, wie ich mir einen Einstieg in ein gutes Buch vorstelle. Und so erzählt die Autorin, dass ein schwerer Verkehrsunfall, deren Beteiligte ihr Mann sowie ihre zwei Kinder sind, von einer Minute auf die andere ihr Leben komplett verändert. Da ein Kind lebensgefährlich verletzt ist und es in der folgenden Zeit ein Hoffen und Bangen um eben dieses Kindes gibt, gerät der Alltag von Nataly Bleuel völlig außer Takt. Ab sofort ist ihr Alltag geprägt von Aufenthalten auf der Intensivstation und dem Nichtwissen, wie sich ihr geliebtes Kind aus dieser schweren Verletzung kämpfen wird oder ob gar mit dem Tod zu rechnen ist.

Dass so ein Ereignis das eigene Leben verändert, ist völlig klar. Nichts ist mehr wie vorher, von einem normalen Alltag ganz zu schweigen. Das man in so einer Situation auch das eigene Leben Revue passieren lässt, erkennt, dass doch nicht alles so rosig verläuft, wie man bis dato gedacht hat und von nun an aus dem Ganzen herausbrechen möchte, alles verständlich. Schluss mit dem ewig gleichen Rythmus, raus aus dem Hamsterrad, endlich wieder etwas erleben wollen, keine eingefahrenen Muster. Nein, das Leben soll spannend sein, aufregend, etwas Neues bieten, komme, was da wolle - bloß nicht mehr so dahintrudeln wie bisher.

Wie gesagt, alles nachvollziehbar, aber entweder hat die Autorin, dieses Buch zu einem Zeitpunkt geschrieben, da der Unfall des Kindes noch zu frisch ist oder aber die Autorin hätte sich selbst mehr Zeit gegeben müssen, um diese schwere Zeit zu reflektieren und um Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Zumindest kann ich die Gedankengänge der Autorin zumeist nicht nachvollziehen. 
Es scheint, als hätte die Autorin schon seit vielen Jahren Probleme und so reiht sie Problem an Problem, die mit ihrer Vergangenheit zu tun haben, aber Aufbruch und Neuorientierung missen lassen. Ein Buchtitel wie "Die großen Probleme meines Lebens" wäre passender gewesen, denn das, worauf ich gehofft habe, nämlich auf die Geschichte einer Frau, die noch einmal von vorn anfängt, alles hinter sich lässt, um endlich glücklich zu werden, Fehlanzeige.
Schwer sich aufzuraffen, um das Buch überhaupt zu Ende zu bringen. Probleme soweit das Auge "liest", ohne ein Problem wirklich anzugehen. Und dann die mit Buchstaben abgekürzten Namen der mitwirkenden Personen, ein einziges H., M. und, und, und. Für einen kurzen Augenblick wäre das durchaus ein Mittel gewesen, um von unwesentlichen Personen zu berichten, aber nein, jede Person wird so erwähnt. Erstaunlich, dass die Autorin die Personen derart benennt und nicht Pseudonyme wählt. Alles mögliche wird genauestens von Nataly Bleuel beschrieben, vieles, was man so gar nicht wissen möchte, aber um die Personen macht sie ein großes Geheimnis, wie gesagt, das Zauberwort heißt Pseudonym und das Lesen des Textes wäre um ein vielfaches einfacher gewesen.
Nun denn, wer ein Buch lesen möchte, dass gut beginnt und dann zunehmend an Langeweile gewinnt und das mit Problemen überladen ist, die in keinsterweise wirklich angegangen werden, der ist hier richtig. Vielleicht ist meine Sicht aber auch völlig falsch und ich verstehe den Sinn des Buches nicht oder habe eben doch eine zu große Erwartungserhaltung gehabt und konnte so eben nur enttäuscht werden. Aber wenn ich eins weiß, dann, dass zu dem, was die Autorin vorlebt, nun wahrlich kein Mut gehört.