Rezension

Ein Buch, das zu Tränen rührt

Ich hätte es vorgezogen zu leben - Thierry Cohen

Ich hätte es vorgezogen zu leben
von Thierry Cohen

Bewertet mit 5 Sternen

"Ich hätte es vorgezogen zu leben" ist ein sehr emotionaler Roman aus der Feder des französischen Autors Thierry Cohen, der mir insgesamt sehr gut gefallen hat.

Inhalt: Jeremy begeht am Abend seines 20. Geburtstags Selbstmord, da seine große Liebe Victoria seine Gefühle nicht erwidert. In einem hitzigen Streitgespräch mit Gott verabschiedet sich Jeremy von der Welt, doch ein Jahr später, am Morgen seines 21. Geburtstags wacht er wieder auf. An seiner Seite liegt Victoria, die ihm liebevoll zum Geburtstag gratuliert. Offenbar sind die beiden doch noch ein Paar geworden, nur Jeremy kann sich an nichts erinnern. Der Verdacht auf einen vorübergehenden Gedächtnisverlust bewahrheitet sich nicht, denn, als Jeremy das nächste Mal erwacht, hat er erneut Geburtstag - dieses Mal sind Jahre vergangen. Mit Entsetzen stellt er fest, dass sein Leben ganz anders verläuft, als gedacht, und er sich in dem Jeremy, der dieses Leben abgesehen von seinen wenigen wachen Stunden an seinen Geburtstagen führt, gar nicht wieder erkennt. In der kurzen Zeit, die ihm bleibt, versucht er den Schaden in Grenzen zu halten, doch wird er damit sein gemeinsames Leben mit Victoria retten können?

"Ich hätte es vorgezogen zu leben" ist ein emotional mitreißender Roman mit überzeugendem Hauptprotagonisten. Jeremy befindet sich oft am Rande der Verzweiflung, während er hilflos mit ansehen muss, wie ein anderer - sein anderes Ich, an das er keine Erinnerung hat - sein Leben zerstört. Mit allen und teilweise sehr drastischen Mitteln versucht er zu retten, was noch zu retten ist, und muss doch zusehen, wie sein Leben innerhalb weniger Stunden an ihm vorbeizieht, wie er jedes Mal in einem älteren Körper erwacht, ohne zu wissen, wie viele Jahre ihm dieses Mal fehlen werden, und wie Freunde und Familie sich von ihm abwenden.

Die Informationen darüber, was in den vergangenen Jahren passiert ist, streut der Autor sehr geschickt ein, ohne seine Protagonisten allzu unrealistisch reflektieren zu lassen. Stattdessen klaubt Jeremy sich alles aus Andeutungen und Fundstücken zusammen, die für ihn oft kaum Sinn ergeben. Auch der Leser tappt zusammen mit dem Protagonisten im Dunkeln und das Buch bleibt bis zum Ende fesselnd, sehr emotional, rührend und spannend.

Insgesamt hat die Geschichte einen ausgeprägten religiösen Hintergrund, was mich als unreligiöse Leserin aber nicht abschreckte. Der Roman wird schlüssig erzählt und vor allem hat dieses Buch, die zu Tränen rührende Aufforderung, das Leben zu nutzen, das man zur Verfügung hat, eine Aussage, die es nicht nur lesenswert macht, sondern es auch lange im Gedächtnis bleiben lässt.

Fazit: Ein wundervoller, emotionaler Roman, der mir Tränen in die Augen steigen ließ. Sehr lesenswert. 5 Sterne.