Rezension

Ein bunter Roadtrip der das Lebensgefühl und die Kultur der Flower-Power-Ära lebendig werden lässt.

Hippie - Paulo Coelho

Hippie
von Paulo Coelho

1970 reist der junge Brasilianer Paulo nach Amsterdam. Dort begegnet er der Holländerin Karla, deren Traum es ist, mit dem Bus auf dem Hippie-Trail durch die Welt bis nach Kathmandu zu fahren. Kurz entschlossen schließt sich Paulo den Reiseplänen der Niederländerin an und begibt sich mit dem Magic-Bus auf einen Roadtrip der besonderen Art.

Paulo Coelho dürfte durch seine bekannten Werke wie z. B. “Der Alchemist” oder “Veronika beschließt zu sterben” für jeden ein Begriff sein. Zu meiner eigenen Schande muss ich gleich zu Anfang berichten, dass ich bisher kein Buch des Autors gelesen habe. Als dann im Herbst 2018 sein autobiografischer Roman “Hippie” erschien, habe ich die Gelegenheit genutzt, um diesen Umstand zu ändern. Da ich erst nach der Hippie-Zeit auf die Welt kam, ist es für mich besonders spannend über das Lebensgefühl, die Werte und Vorstellungen der jungen Menschen aus dieser Zeit zu lesen. Zudem hat das leuchtend-bunt gestaltete Cover mit dem Peace Symbol sofort die Ankunft in der Flower-Power-Ära voller Blümchen und Musikfestivals suggeriert. Schaut man sich das Innenleben an, stößt man außerdem auf eine karikative Landkarte, die den Hippie-Trail abbildet.

Die Geschichte wird von Paulo Coelho in der dritten Person erzählt, wodurch es ihm gelingt zu seiner persönlichen Geschichte eine gewisse Distanz aufzubauen. Dabei gehen Emotionen verloren, die man bei einer persönlicheren Ich-Perspektive besser einfangen hätte können. Dennoch hat es der Südamerikaner fertiggebracht, mich mit seiner Geschichte über die Freiheit, die Liebe und das Lernen sowie den Selbstfindungsprozess durch das Reisen an die Buchseiten zu fesseln.

Die Intention der Geschichte, dem Leser das lockere Leben der Hippie-Generation näherzubringen und dabei einen Blick auf die prägendste Zeit des bekannten Schriftstellers Paulo Coelho zu erhalten, ist in meinen Augen wunderbar geglückt. In einer lässig-leichten Sprache wird man Teil eines eindrucksvollen Roadtrips, der nicht durch die Reiseziele zu etwas Einzigartigem wird, sondern vielmehr durch die Begegnungen mit anderen Menschen und das Ergründen der eigenen Wünsche und Träume.

Wo es der Geschichte an emotionaler Nähe fehlt, öffnet sich eine prall gefüllte Schatztruhe voller Weisheiten und berauschender Gedankenketten. “Hippie” hat mich in die hypnotisierende Welt der freien Kultur einer ganzen Jugendbewegung eintauchen lassen und dabei auf eine entspannte Weise auch noch unterhalten.