Rezension

Ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte

Die Wohlgesinnten - Jonathan Littell

Die Wohlgesinnten
von Jonathan Littell

Was "Schindlers Liste" auf der Kinoleinwand, ist Jonathans Littells "Die Wohlgesinnten" im Buchbereich. Kein anderes Buch über Nazideutschland hat mich so schockiert und entsetzt zurückgelassen. Es ist keine einfache Lektüre, im Gegenteil. Mehrmals mußte ich aufhören zu lesen und Pausen einlegen, obwohl ich wirklich nicht zartbesaitet bin. Aber wenn erzählt wird, wie die Todeskommandos in ihrer "Mittagspause" Blutwurst zu essen bekommen, oder darüber diskutiert wird, wie man Exekutionen anders regeln könnte, weil die Soldaten ihre Moral verlieren (bei Kopfschüssen spritzt ihnen das Hirn und Blut ins Gesicht) dreht sich einem der Magen um. Eine widerliche aber leider wahre Geschichte und ein unglaublich wichtiges Buch.

Ein paar Hintergründe und Rezensionen:

Jonathan Littell, 1967 in New York geboren in einer jüdischen Familie russischer Herkunft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika niedergelassen hat, ist in Frankreich aufgewachsen, wo er 1985 das Abitur machte, studierte in Yale (USA). Zwischen 1993 und 2001 arbeitete er für die humanitäre Organisation Aktion gegen den Hunger (ACF) in Bosnien und Afghanistan, im Kongo und in Tschetschenien. Littell lebt mit seiner Familie in Barcelona. Für seinen Roman erhielt er 2006 den Grand Prix du Roman der Académie Française und den Prix Goncour.

»Kein anderer Roman polarisierte und provozierte in Deutschland so heftig wie das Buch des jüdischen Schriftstellers Jonathan Littell über den fiktiven SS-Mann Max Aue.« DER SPIEGEL, Rückblick 2008 Pro- und Contra-Stimmen schon vor Erscheinen der »Wohlgesinnten «, die FAZ inszenierte einen Reading Room im Internet, unvergessener Höhepunkt war die begeisterte Vorstellung des Buchs durch Claus Peymann und Elke Heidenreich in der Sendung LESEN! (ZDF).
 

Kommentare

Anja H. kommentierte am 08. November 2013 um 00:38

Habe das Buch auch gelesen und es hat mich eine lange Zeit begleitet. Zum Einen ist es wirklich ein Brocken mit seinen 1400 Seiten, zum Anderen ist es ein Thema welches zum Nachdenken anregt. Mir ging es ähnlich, musste es auch öfter weglegen und habe dann andere Bücher nebenbei gelesen, einfach um das bereits gelesene zu verarbeiten.

Habe im Nachhinein sehr viel mit Verwandten und Bekannten über diese Buch diskutiert. Ich glaube dass wirklich erschreckende ist, dass sich diese Geschichte immer wieder wiederholen könnte. Es zeigt die "Banalität des Bösen"(Hannah Arendt) aus einer ganz anderen Sicht.

Ich bin immer noch emotional irritiert und glaube das dieser Zustand auch noch eine ganze Weile anhalten wird - der Inhalt lässt mich einfach nicht los. Dennoch bin ich dankbar, dass mir dieses Buch empfohlen wurde.