Rezension

Ein fesselnder Thriller - von Anfang bis zum Ende!

Was du nicht siehst - Leonie Haubrich

Was du nicht siehst
von Leonie Haubrich

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt:

Was ist Realität? Was Fantasie? Was Wahrheit? Was Täuschung?

Nach seiner Haftentlassung zieht Hans Petersen in Liz’ Nachbarschaft. Die Kinder- und Jugendpsychologin will sich von der Panik in der Siedlung nicht anstecken lassen. Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient? Doch dann geschieht ein Mord. Petersen taucht nachts in Liz’ Garten auf, Dinge verschwinden aus ihrem Haus. Der Hund, den sie hütet, ist plötzlich weg.

Und warum tauchen überall Nachtfalter auf?

 

Über die Autorin:

Mit ihrem Wunsch, Schriftstellerin zu werden, schaffte es Heike Fröhling immer wieder, sich das Leben selbst schwer zu machen. Warum nicht einfach nach dem abgeschlossenen Studium (Musikwissenschaft, Germanistik und Schulmusik) etwas »Vernünftiges« arbeiten? Doch das Leben ist nicht dafür da, um das zu tun, was alle tun. Man kann die Sterne nicht vom Himmel holen. Aber wenn Heike Fröhling einmal alt ist und über das Meer blickt, möchte sie sich sagen können, dass sie es wenigstens versucht hat.

Doch bei einem Versuch ist es nicht geblieben. Jahrelang war Heike Fröhling als Journalistin für Frauenzeitschriften tätig. Sie veröffentlicht seit 1999 als Verlagsautorin, seit 2012 auch als Selfpublisherin. Mit ihrem Mann, drei Kindern und sechs Katzen lebt sie in Wiesbaden.

Zur besseren Einordnung der Werke erscheinen die Psychothriller unter dem Pseudonym Leonie Haubrich, die anderen Romane unter dem Realnamen Heike Fröhling.

 

Mein Fazit und meine Rezension:

Wer mich kennt, der weiß, dass ich einen guten Thriller liebe! Doch ich bin auch sehr wählerisch, was das anbelangt. Nicht jeder Thriller kann meine Aufmerksamkeit erregen - meist entscheiden schon die ersten paar Seiten, ob er mich fesselt und ob ich mich weiterhin mit der Geschichte befasse oder auch nicht. Mein liebstes Genre ist dann aber der des Psychothriller - ich brauche kein Blut, keine gewaltsamen Szenen und brutale Morde, um "glücklich" mit meinem Thriller zu sein. Nein, ich brauche etwas ganz anderes: eine Geschichte, die mich von Anfang bis zum Ende fesselt, die nicht nur mich im Lesewahn zurück lässt, sondern auch meine Nerven bis aufs Äußerste strapaziert und dabei auch noch Charaktere, die mir einfach unter die Haut gehen. 

Leonie Haubrich ist eine der wenigen Autorinnen, von denen ich behaupten kann, dass sie es bislang mit jedem Psychothriller bei mir geschafft hat! Und ich freue mich wie ein Keks darauf, euch heute den neusten Psychothriller von ihr vorzustellen, den ich selbst erst vor wenigen Tagen in den Händen halten durfte!

WORUM GEHT ES? 

In diesem Roman treffen wir auf Elizabeth - "Liz" genannt - die keine leichte Kindheit hatte. Schon früh musste sie erfahren, was Einsamkeit ist und was es bedeutet, auf sich selbst gestellt zu sein. Ihre Eltern waren ihr keine wirklich große Stütze. Doch Liz hat sich aufgerafft und es trotz der Schwierigkeiten in ihrer Kindheit geschafft, Kinder- und Jugendpsychologin zu werden. So kann sie selbst den Kleinsten in der Gesellschaft helfen und ihnen Rückhalt geben. Bereits zu Beginn der Geschichte spürt man, dass etwas in der Luft liegt, nur was - das bleibt dem Leser zunächst verborgen. Als Liz eines Tages nach Hause kommt, findet sie eine wütende Menschenmenge vor, die vor einem Nachbarhaus aufgestellt ist: darin lebt kein geringerer als Hans Petersen, der als verurteilter Verbrecher seine Haftstrafe abgebüßt hat und erst seit kurzem wieder auf freien Fuß ist. Und mit ihm tauchen all die Schwierigkeiten und Probleme auf. 

Zuerst wird der Kaplan ermordet aufgefunden, dann gibt es da noch die merkwürdigen Briefe - auch Liz erhält einen. Mit einem Mal fühlt sie sich in ihrer Umgebung doch nicht mehr so sicher und eines Abends geschieht das Unausweichliche ... 

Was genau passiert und wie es in der Geschichte weiter geht, das möchte ich euch nicht verraten. 

Wie schon gesagt, hat es die Autorin auch dieses Mal geschafft, mich direkt zu Beginn der Geschichte zu fesseln. Zunächst tauchen wir in Liz' Kindheit ein, erfahren von ihren Ängsten und erhalten einen kleinen Einblick in das, was sie erlebt hat. Jahre später ist von dem verängstigten Kleinkind nichts mehr zu sehen, doch hat diese Zeit tiefe Wunden in ihr hinterlassen. Zwar mögen diese weitestgehend verheilt sein, die Narben allerdings, sind so sichtbar wie je zuvor. Aus dem kleinen Mädchen ist eine robuste und starke Frau geworden, die diesen Anschein jedoch nur nach Außen hin wahren kann. Innerlich kämpft sie auch heute noch gegen ihre Ängste an. 

Dann passiert etwas Unerwartetes: der Schutz und die wohlige Wärme ihres Hauses werden gestört und schneller als ihr lieb ist, findet sich Liz in den Mühlen der Justiz wieder. Doch wie soll sie beweisen, dass es keine Absicht war, das kein Plan dahinter stand und sie in Notwehr gehandelt hat? Wie soll sie nachweisen, dass sie unschuldig ist, wenn sie mit ihrer Theorie allein auf weiter Flur steht? Nur ein Vertrauter steht ihr in dieser schweren Zeit bei, doch auch er gerät schnell in Verdacht - niemand scheint wirklich vertrauenswürdig zu sein. Keiner scheint das zu sein, was er vorgibt zu sein. 

Für Liz wird es immer schwieriger Vertrauen in die einst so gewohnte Umgebung zu fassen und den wenigen Menschen, die ihr Nahe stehen, zu glauben. Letzten Endes steht sie allein - oder etwa doch nicht? 

Der Charakter der Liz ist nicht - wie in vielen weiteren Thrillern - ein Ermittler, der einen Fall von vorne bis hinten analysiert und für den Leser zerlegt. Liz selbst ist hier das Opfer (oder die Täterin? - selbst dem Leser fällt es schwer, das nach einiger Zeit auseinander zu halten!) und versucht durch perfide Methoden ihr Umfeld von ihrer Unschuld zu überzeugen. Aber wie, wenn die Beweise vor ihren Augen verschwinden? Nicht nur Liz, auch ich selbst habe manchmal an meiner Wahrnehmung gezweifelt und sie in Frage gestellt. 

Ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt, habe mich stets unterhalten gefühlt und war mitten drin im Geschehen. Ich selbst war mit Liz unterwegs und habe mit ihr versucht, all die vielen Frage zu beantworten und die Probleme zu bewältigen. Und auch ich habe gegen Ende gezweifelt: an meinen Freunden, meiner Familie, meinen Mitmenschen und vor allen Dingen an mir selbst. Und genau das ist es, was für mich einen guten Psychothriller ausmacht: ich werde gefordert, vom Anfang bis zum Ende. Und wenn ich genau hinhöre, dann kann ich das leichte Schlagen gegen die Fensterscheibe hören - fast so wie Papierkugeln, die dagegen treffen ... 

Wenn ihr auch in den neuen Roman von Leonie Haubrich eintauchen und eure grauen Zellen anregen wollt, dann legt los!