Rezension

Ein geläuterter Mensch, der offen über seinen kriminellen Werdegang berichtet

Hass. Macht. Gewalt. - Philip Schlaffer

Hass. Macht. Gewalt.
von Philip Schlaffer

Bewertet mit 5 Sternen

„Vom Saulus zum Paulus“ - - Der Autor lässt uns in seine kriminelle Geschichte blicken - - Sehr gut geschrieben, fast wie ein Krimi

Cover und Thema haben mich bei diesem Buch sehr angesprochen.   Ich war neugierig was dieser  Philip Schlaffer zu erzählen hat. Er war mir bis zu diesem Buch völlig unbekannt.

Bis zu seinem 10. Lebensjahr war für ihn die Welt in Ordnung. 1988 zog seine Familie, berufsbedingt nach Newcastle/GB. Dort wurde er zum ersten Mal mit dem Begriff Nazi konfrontiert. Er war ein Fremder und noch dazu ein Deutscher.  Wie es bei Kindern aber so ist, hat er sich schnell angepasst und hat das britische Leben lieben gelernt und nur noch englisch, auch zu Hause, gesprochen.   Vier Jahre später zog die Familie wieder zurück nach Deutschland.  Das war nach der Wiedervereinigung, darauf ist er leider gar nicht eingegangen.  In dieser Zeit fand ein gesellschaftlicher Umbruch statt und der pubertäre Philip  war ein Fremder in seinem Heimatland. In dieser Zeit war Fremdenhass ein beginnendes gesellschaftliches Problem. Anfangs hatte er sogar Probleme mit der deutschen Sprache.

Er war ein Außenseiter und hat durch die  Musik ( Rechtsrock: Böhse Onkelz,... ) Halt gefunden.  Über die Musik ist er in die Hooligan- und Skinhead-Szene gekommen. Dort fand er ein Ventil seinen angestauten Hass in Form von Gewalt auszuleben.  Dank der NS-Ideologie fand er genügend Feindbilder, die er für seinen Zustand verantwortlich machen konnte.

Auf Wunsch seiner damaligen Freundin zog er mit Anfang 20  nach Wismar in den Osten. Dort fand er sehr schnell Gleichgesinnte und gründete die Kameradschaft "Werwölfe Wismar" mit ihm als „Leitwolf“.  Nach mehreren Jahren Kameradschaft, wechselte er in die organisierte Kriminalität unter dem Deckmantel Rocker-Club „Schwarze Schar“. In diesem Rocker-Club war auch wieder er die Führungsfigur.

Im Verlauf des Buches bekommt man ein Gefühl für den Menschen Philip Schlaffer. Er war immer auf der Suche nach Halt im Leben.  Erst fand er das in der Musik und NS-Ideologie, später dann in Macht und Geld.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es für mich authentisch war und sehr gut geschrieben ist. Manche Kapitel haben sich wie ein Krimi gelesen.

Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen möchte, dem kann ich das youtube-Interview „Der Rote Tisch – 30 Minuten mit Philip Schlaffer (Rechte, Rotlicht & Rocker)“ empfehlen.

Mit dem Verein  Extremislos e.V.  klärt Philip Schlaffer heute über Gewalt-Prävention und Deradikalisierung  ( rechts – links – religiös ) auf.