Rezension

Ein gelungenes Sachbuch, welches den Leser hinter die Kulissen der Schönheitsindustrie blicken lässt.

Wahnsinnig schön! - Volker Rippmann

Wahnsinnig schön!
von Volker Rippmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich bedanke mich herzlich bei Lovelybooks und dem Edel-Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar von "Wahnsinnig schön!" von Volker Rippmann, ich habe mich sehr über das Taschenbuch gefreut! Bei den angebotenen Leserunden und Buchverlosungen bin ich auf das Werk aufmerksam geworden und interessierte mich für seinen Inhalt. Sind heute neben Strähnchen, Bleaching oder Tattoos auch schon Schönheitsoperationen Gang und Gäbe? Eine gute Frage, der ich auf den Grund gehen wollte! 
Früher habe ich selber bereits von Schönheitsoperationen geträumt, als ich noch ein ziemlich unzufriedenes Teenager-Dasein fristete. Nun gehe ich mit dem ganzen Schönheitshype etwas gelassener um und befinde mich auf einem guten Wege, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Dennoch interessierte mich wirklich, was der Autor und Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie Volker Rippmann zu sagen hat und inwieweit er auch manche Dinge kritisch betrachtet. Gespannt startete ich mit dem Lesen. 

Der Autor gewährt dem Leser einige Einblicke in seinen beruflichen Alltag. Er schildert dem Leser einige Szenarien, die er durchlebt hat, bei denen insbesondere Frauen ziemlich drastische Eingriffe wünschten. Teilweise kann ich da nur den Kopf schütteln, wie weit es bereits mit unserer Gesellschaft gekommen ist! Dennoch sind viele Patientenwünsche ernst zu nehmen und haben tiefe, psychische Hintergründe (an denen aber manchmal auch weniger ein Chirurg und mehr ein Psychologe etwas ändern kann/sollte). Herr Rippmann beschreibt, wie er die verschiedenen Fälle gewichtet und individuelle Entscheidungen trifft. Manchen Kunden rät er nicht nur von einer Operation ab, er verweigert sie sogar, meist aus ethischen Gründen. Das finde ich sehr mutig, könnte es ihm ja schließlich beruflich schaden. Auch rät er manchmal zu einer Therapie, ein anderer Lösungsansatz. 

Im Laufe des Buches wird dem Schönheitswahn auf den Grund gegangen, der heutzutage am meisten durch die sozialen Medien und die geshoppten Fotos hervorgerufen wird. Da kann sich "unsereins" schon mal gestresst fühlen, da mitzuhalten. Was viele aber vergessen: Vieles ist mehr Schein als Sein :) Das weiß nicht nur der Autor dieses Buches, sondern auch ich, als gelernte Grafikdesignerin, die tagtäglich den Gebrauch von Photoshop macht. So weiß ich einfach genau, was alles machbar bzw. veränderbar ist, nämlich so ziemlich alles.

Obwohl Volker Rippmann ein Befürworter seines Jobs ist, versucht er dennoch an die Menschheit die appellieren, sich wieder mehr so anzunehmen, wie man ist. Bei Markeln oder Unfallschäden liegt ein ganz anderer Fall vor, als Jemand, der einfach nur einen Po wie Kim Kardashian haben will. Ist das wirklich notwenig? Zumal eine OP auch immer ein Risiko darstellt. Man sollte sich schon wirklich sicher sein. Außerdem plädiert er dafür, dass sich seine Patienten nicht für ihn und/oder ihre Eingriffe schämen sollten, was in vielen Kulturen leider immer noch der Fall ist.

Der Schreibstil ist locker leicht und durchweg humorvoll, Herr Rippmann nimmt sich manchmal selber nicht ganz so ernst, was mir gut gefällt. Er schmeißt glücklicherweise nicht nur mit Fachwörtern um sich, sondern bedient sich größtenteils der Umgangssprache und erläutert sein Fachwissen genauer für uns Laien. 

Am Ende bietet der Autor all denjenigen Unterstützung, die eine Schönheitsoperation in Betracht ziehen, indem er eine Art Leitfaden erstellt, bei dem sämtliche Fragen geklärt werden, die die Entscheidung zu einem Eingriff maßgeblich beeinflussen. Und er zeigt noch einmal seine persönliche Vorgehensweise auf, einen Fall abzuwägen und zu behandeln oder abzulehnen.

Für ein Buch, dass so manche Augen öffnet, zum Nachdenken anregt und mich größtenteils gut unterhält, vergebe ich eine Lese- und Kaufempfehlung und 4 gute Sterne ****