Rezension

Ein hervorragendes Buch über den Tod und die Vergänglichkeit

Sterben - Cory Taylor

Sterben
von Cory Taylor

Ein hervorragendes Buch über den Tod und die Vergänglichkeit

Die Autorin des Buches, Cory Taylor, leidet an einer unheilbaren Form des Krebses und wird in ein paar Monaten sterben. Während dieser Zeit schreibt sie dieses Buch.

Das Buch ist aufgeteilt in drei größere Kapitel.

Wir erfahren, dass die Autorin als Drehbuchautorin gearbeitet hat und recht spät in ihrem Leben auch Romane veröffentlicht hat. Sie erzählt sehr facettenreich von ihrer Krebserkrankung und der Vorbereitung auf ihren Tod. Man bekomt eine Menge über ihr Leben mit. Sie ist erfrischend undogmatisch. Religion und Glauben werden erwähnt, aber sie konnte damit noch nie wirklich etwas anfangen und auch der bevorstehende Tod ändert daran nichts. Zentral für ihr Leben ist ihre Familie (seit 31 Jahren verheiratet, mehrere Kinder) und die schriftstellerische Tätigkeit, die schon zu ihrer Jugendzeit begann. Selbstmord und Sterbehilfe werden thematisiert. Laut wikipedia scheint bei uns seit 3. Dezember 2015 Beihilfe zur Selbsttötung durch Angehörige straffrei zu sein, in Australien ist dies laut der Autorin verboten. Treffen mit Gleichgesinnten haben für sie daher immer etwas Problematisches, dennoch scheinen die Teilnehmer von ihnen zu profitieren. Ihre Mutter musste mit Demenz die letzten Jahre ihres Lebens in einer Einrichtung "vor sich hinvegetieren". Daher ist es nur allzu verständlich, dass sie in ihrer Patientenverfügung alle lebensverlängernden Maßnahmen für sich ablehnt.

Das zweite Kapitel ist autobiografischer Natur. Die Autorin erzählt darin v.a. von ihrer Kindheit, der Beziehung ihrer Eltern und ihrer Großeltern mütterlicherseits. Dabei kommt eine ganze Reihe von Leid und Tragödie zum Vorschein. Entwurzelung und Unzufriedenheit sind zentrale Themen. Ein Stammbaum sowie eine Australienkarte wären hier sehr hilfreich gewesen.

Im letzten Kapitel geht die Autorin mehr auf ihre eigenen Erlebnisse - im Gegensatz zur Familie als Ganzem - ein. Sie beschreibt viele Umzüge, u.a. nach Fidschi und Nairobi. Zu ihrer Mutter scheint sie zeitlebens ein gutes und enges Verhältnis gehabt zu haben, zu ihrem Vater war das Verhältnis offenbar schon früh problematisch und hat sich im Laufe ihres Lebens weiter verschlechtert. Toll finde ich, dass sie trotz der familiären Vorbelastungen ein erfüllendes Eheleben und ein gutes Verhältnis zu ihren eigenen Kindern hat.

"Sterben" ist für mich sowohl emotional als auch was das Lesen angeht ein Highlight. Wie erhofft und erwartet, hat das Buch eine sehr hohe emotionale Intensität. Es liest sich sehr flüssig, aber ist aufgrund der Themen dennoch anstrengend und herausfordernd. Mir gefällt ihr Schreibstil sehr gut. Viele Abschnitte sind emotional sehr dicht und so geschrieben, dass man sich der Erzählung kaum entziehen kann. Faszinierend und gleichzeitig teilweise sehr traurig - und ohne dabei pathetisch oder klischeehaft zu werden.

Ein hervorragendes Buch, das ich sicherlich in der Zukunft noch öfters in die Hand nehmen werde.