Rezension

Ein kleiner Kater, den ich sofort zu mir nehmen würde!

Winston - Ein Kater in geheimer Mission - Frauke Scheunemann

Winston - Ein Kater in geheimer Mission
von Frauke Scheunemann

Gestatten? Winston Churchill – ein Kater von Welt

Winston Churchill – dieser Name steht für eine große Persönlichkeit. Ich meine jedoch nicht den bekannten britischen Politiker, sondern den kleinen Stubentiger, der bei Professor Hagedorn in der Hamburger Hochallee 106a lebt. Professor Hagedorn ist nicht nur ein sehr kluger, sondern auch ein sehr viel beschäftigter Mann. Der verwöhnte Kater Winston freut sich deswegen täglich über die Gesellschaft der Haushälterin Olga. Außerdem kocht keine so lecker wie sie. Wenn Olga Winstons Leibspeise zubereitet, schmeißt er sich dafür gerne mit einem ausgiebigen Schurren an ihre Beine. Doch eines Tages sind es nicht mehr Olgas Beine, die durch die Wohnung laufen. Denn plötzlich nimmt ihre Schwester Anna ihre Stelle ein. Für Winston bricht eine Welt zusammen, doch es kommt noch schlimmer …

Anna hat eine Tochter. Sie heißt Kira und ist 12 Jahre alt. Von den Erwachsenen wird sie zwar als tolles Kind bezeichnet, aber ein Kater wie Winston Churchill mag doch keine Kinder! Sie sind laut, ungezogen und lieben es Katzen zu ärgern. Da lobt er sich doch eher die friedliche Umgebung seiner Wohnung. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn Winston und Kira lernen sich schneller kennen, als dem Kater lieb ist. Dabei muss er zugeben, dass Kira für ein Menschenmädchen ganz in Ordnung ist. Er merkt schnell, dass sie irgendetwas bedrückt. Noch dazu steckt auch Anna in Schwierigkeiten. Dabei geht es ihm doch gerade selbst nicht gut, seitdem die hübsche Katzendame Odette ihn als verwöhnten Stubentiger bezeichnet hat. Irgendwie ist gerade alles doof, deswegen wünschen sich Kira und Winston ein anderes Leben, doch man soll aufpassen, welche Wünsche man äußert. Das erfahren auch Kira und Winston, die plötzlich im Körper des anderen stecken …

Wie Winston zu einem kleinen Mädchen und gleichzeitig einem Detektiv wurde

Eigentlich ist Winston ein typischer Kater. Er liebt es, den ganzen Tag zu verschlafen, er frisst nicht alles, was ihm vor die feine Nase kommt, sonst wäre er schließlich nur ein Hund, und er freut sich über die Ruhe, die er in der kuscheligen Altbauwohnung des Professors genießen kann. Doch das feine Katzenleben ist schneller vorbei, als er denkt, denn mit Kiras Auftauchen lernt Winston plötzlich das wahre Leben kennen. Dabei erkennt er, dass Probleme auch nicht vor kleinen Mädchen haltmachen, denn Kira hat davon mehr als genug. Als Winston plötzlich in ihrem Körper steckt, muss er sich um die alleinerziehende Mutter Anna kümmern und erfährt außerdem, wie es sich anfühlt, in einer Gruppe die Außenseiterin zu sein, die scheinbar niemand mag.

Frauke Scheunemann dürfte vielen erwachsenen Lesern bereits als Autorin der Reihe rund um Dackel Herkules bekannt sein. Nun hat sie also ihr erstes Kinderbuch geschrieben und damit in meinen Augen einen absoluten Volltreffer gelandet, der mit Sicherheit Groß und Klein begeistert. Meine Kindertage liegen zwar schon ein Weilchen zurück, doch Frauke Scheunemann hat es irgendwie geschafft, mich wieder genau dort hin zu versetzen. Ich hab mich beim Lesen plötzlich wie vor zwanzig Jahren gefühlt, als ich jeden Nachmittag die Couch mit einem Buch und einer kuscheligen Decke besetzte, wobei Tee und heimlich stibitze Schokolade aus der Naschdose der Oma meine ständigen Begleiter waren. Das sind nostalgische Erinnerungen, die sich friedlich in meinem Kopf abspielen und doch ist mir bewusst, dass nicht alles eitel Sonnenschein war.

Trotzdem musste ich mich nie mit den Problemen auseinandersetzen, mit denen Kira zu kämpfen hat. Lassen wir dabei mal außer Acht, dass sie sich zwischenzeitlich im Körper eines Katers wiederfindet. Doch der Umzug von der Heimat ins fremde Deutschland, immer zu wenig Geld, Annas schrecklicher Ex-Freund und die eingebildeten Klassenkameradinnen, die Kira das Leben zu Hölle machen – ganz schön viel Ballast für so eine Kinderseele. Frauke Scheunemann hat es allerdings geschafft, die Probleme, die heute nicht mehr selten sind, auf liebenswürdige Weise zu besprechen und erklärt nebenbei noch mit einer spannenden Geschichte, dass echte Freundschaft Berge versetzen kann. Von mir eine absolute Leseempfehlung! Ich freue mich schon auf viele weitere Abenteuer mit dem liebenswerten Kater Winston!