Rezension

Ein Knaller: knallharte Ermittler jagen Durchgeknallten

Hasenjagd - Lars Kepler

Hasenjagd
von Lars Kepler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Knallharter Thriller, der meine Schmerzgrenze des Erträglichen verschoben hat.

Zum Inhalt:
Schwedens Staatsschutz befindet sich nach der blutigen Hinrichtung eines ranghohen Politikers in höchster Alarmbereitschaft. Nachdem ein terroristisches Motiv nicht ausgeschlossen werden kann und der Premierminister eventuell auch im Fadenkreuz der/des Täter/s steht, werden neben klassischen auch unkonventionelle Ermittlungswege unter höchster Geheimhaltungsstufe beschritten: der inhaftierte Ex-Ermittler Joona Linna soll helfen. Ihm zur Seite steht die knallharte Staatsschutzmitarbeiterin Saga Bauer.
Schnell wird beiden klar, dass der Staatsschutz sein eigenes Süppchen kocht. Doch Joona Linna und Saga Bauer wollen bloß weitere Tote verhindern (was sich jedoch leider nicht vermeiden lässt). Sukzessive wird den Ermittlern klar, dass ein Kinderlied über „ten rabbits …“ der Schlüssel zum Täter sein kann.

Meine Meinung:
Joona Linna ermittelt in Hasenjagd“ zwar bereits zum 6. Mal, ich habe aber sowohl ihn als auch das Autorenduo Lars Kepler erst mit diesem Band kennengelernt.

Bereits der Einstieg war knallhart und hat sofort einen Sog entwickelt. Über lange Strecken vermögen es Lars Kepler auch, diese Spannung mit brutalen Hinrichtungen, gefährlichen Gefängniskämpfen oder stark sexualisierten Szenen aufrechtzuhalten. Zwischendurch – als ob sie der Leserschaft Zeit zum Verschnaufen geben wollen – ebbt diese Spannung immer wieder ab und wird durch wiederholte Schilderungen ein und derselben Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln (des Opfers, des Täters, Joonas, Sagas, des Staatsschutzes, des Forensikers, des Pathologen, …) schier in die Länge gezogen.

Generell scheint das Buch von Widersprüchen und Gegensätzen zu leben. Liegt das daran, dass ein Mann-Frau-Duo „Hasenjagd“ geschrieben hat oder war es gar deren unterschwelliges Ziel, diese intra- und interpersonellen Spannungen darzustellen, um ihre Leserschaft permanent zu fordern, wem sie ihre Sympathie/Antipathie zuerkennen?
Zum Beispiel das erste Opfer: wie kann ein solches Ekelpaket ein derart hohes politisches Amt ausüben? Oder Joona: Darf ein inhaftierter Ex-Ermittler „einfach so“ aus dem Gefängnis zu Ermittlungszwecken geholt werden? Auch die Beschreibung der Hauptprotagonisten wie zB die der taffen Saga, die einem feuchten Männertraum entstiegen scheint und im Gegensatz dazu Joona mit seinen zaghaften Annäherungsversuchen seiner Schulliebe gegenüber ....

Die Liste ließe sich unendlich lange fortsetzen (um nicht zu spoilern, wird darauf verzichtet), da Lars Kepler viele verschiedene, anfänglich unzusammenhängend erscheinende Personen und spannende Handlungsstränge anbieten, diese beim finalen Showdown aber schlüssig zu verknüpfen verstehen.

Fazit:
Knallharter Thriller, der meine Schmerzgrenze des Erträglichen verschoben hat. Trotz einiger Längen werde ich Joona Linna und Saga Bauer weiterverfolgen bzw. mir ihre vorhergehenden Fälle „reinziehen“. Um Joona und Saga „noch besser erfassen zu können“ hätte ich dies vielleicht schon zuvor tun sollen. Trotzdem: Der 6. Fall bekommt eine klare Empfehlung für LeserInnen mit starken Nerven!