Rezension

Ein nettes Buch für Zwischendurch

Sex and the Office - Eva Sternberg

Sex and the Office
von Eva Sternberg

Generation Praktikum?
Charlotte Paul, die von den meisten Charly genannt wird, hat schon einige Praktika hinter sich. Dabei hat sie wie viele Mitstreiter ihrer Generation bisher immer irgendwas mit Medien gemacht. Nun winkt ihr genau dort die große Karriere. Natürlich muss sie auch in dem Berliner Privatsender erst einmal ein Praktikum absolvieren, doch danach lockt endlich ein bezahltes Volontariat. Charlotte nimmt sich vor, alles zu geben, um ihren zukünftigen Chef von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Allerdings ahnt sie vor dem Antritt der Stelle nicht, dass ihr zwar einige Höhen, jedoch auch ebenso viele Tiefen bevorstehen …

Ein naives Mädchen, das von der großen Karriere träumt …
Sex And The Office von Eva Sternberg ist ein nettes Buch für Zwischendurch und richtet sich wohl am ehesten an die Zielgruppe der Praktikantinnen. Mir war die Protagonistin Charly allerdings deutlich zu naiv. Zwar sind mehrere Praktika nacheinander mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr, doch hätte ich Charlotte nach kürzester Zeit wieder entlassen. Ihre Fehler, die in der Handlung als niedlich oder tollpatschig verkauft werden, zeugen für mich einfach eher von Unprofessionalität. Auch die Handlung war mir einfach viel zu absurd und unglaubwürdig. Man könnte die sie wohl am ehesten mit der Protagonistin vergleichen – immer ein bisschen drüber.

Mit Charlotte verband während des Lesens eine Art Hassliebe. Auf der einen Seite empfand ich sie als anstrengend, naiv und nervtötend, andererseits wirkte sie jedoch erfrischend anders und unverbraucht. Deshalb war unsere Beziehung stets eine Gratwanderung. Ich würde Charly zwar nicht als Praktikantin einstellen, doch hat sie mich als Protagonistin trotzdem ohne Zweifel unterhalten. Ich fand es schließlich sogar schade, dass sie ähnlich blass wie die Nebenfiguren blieb.

Das Potenzial, das sich insbesondere durch die aktuelle und brisante Problematik der scheinbar niemals endenden Praktika ergibt, hat Eva Sternberg aufgrund der oberflächlichen Handlung und Protagonisten nicht genutzt. Der Klappentext, Titel und Cover weckten bei mir Erwartungen, die einfach nicht erfüllt werden konnten. Die Autorin erzählt diese Geschichte allerdings in einer derart spritzigen und frischen Art, dass ich über die inhaltlichen Schwächen und die Vorhersehbarkeit der Geschehnisse durchaus hinwegsehen konnte.