Rezension

Ein neuer Fall für Idun Lind

Gewittermann -

Gewittermann
von Tina N. Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Winter in Nordschweden, bei Minus 22 Grad wird unter einer Brücke auf der gefrorenen Ostsee die Leiche eines alten Mannes aufgefunden. Allerdings wird ganz schnell klar, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist, denn sein Schädel wurde regelrecht zertrümmert und sein Geschlechtsteil wurde ihm noch vor dem Tod abgeschnitten. Da Iduns Kollege Calle noch krankgeschreiben ist, wird Tareq ihr Partner. Schnell wird beiden Ermittlern klar, dass das Motiv sehr persönlich ist, doch dann taucht etwas auf, dass sie auf die Spur eines ungelösten Mordfalls vor drei Jahren bringt. Die Ermittlungen führen ins schwedische Rotlichmilieu.

Mit Gewittermann erscheint der zweite Band rund um die schwedische Ermittlerin Idun Lind. Da sich aber die privaten Ereignisse rund um die Ermittler im Rahmen halten, ist es kein Problem, die Bücher auch unabhängig voneinander zu lesen.
Autorin Tina N. Martin wirft den Leser gleich mitten ins Geschehen bei dem eine Eisläuferin die Leiche findet. Schnell beginnen auch die Ermittlungen und man befindet sich mitten im Geschehen. Dabei liest sich der Schreibstil sehr leicht und flüssig, was hier auch mit an der gewählten Zeitform, der Gegenwart, liegt. Mir gefiel der Schreibstil auf jeden Fall sehr gut und auch wenn hier und da schonungslos Details geschildert werden, bleibt es doch im Großen und Ganzen ohne Ekelmomente.
Nichtsdestotrotz ist der Inhalt des Thrillers recht harter Tobak, denn die Ermittlungen führen Idun und Tareq zu einem Menschenhändlerring, der junge Frauen kauft und als Prostituierte anschaffen lässt. Der Aufbau des ganzen ist gekonnt aufgezeigt und wirklich erschreckend.
Doch nicht nur die Ermittlungen rund um den Mordfall und auch den damit zusammenhängenden Cold Case um die junge Marina, die in der Aula ihrer Schule nach einer Theateraufführung ermordet aufgefunden wurde sind hier spannend erzählt. Es gibt auch einen zweiten Erzählstang, der im Jahr 1977 beginnt und von dem zunächst siebenjährigen Peter erzählt, der mit Mobbing in seiner Klasse kämpft und regelmäßig verprügelt wird. Erst als Silje in Peters Klasse auftaucht, sich mit diesem anfreundet und ihn verteidigt, weiß Peter wirklich, was Freundschaft bedeutet. Der Vergangenheitspart streckt sich über einige Jahre und auch wenn es zunächst nicht klar erzählt wird, weiß man, dass auch Silje unter etwas leidet. Was das allerdings alles mit der Gegenwart zu tun hat, löst sich natürlich erst später auf.
Die Atmosphäre des Buches hat mir gut gefallen, der Winter in Nordschweden ist erbarmungslos und gibt dem Buch noch einen extra kalten Touch. Aber auch die Ereignisse an sich haben mich nicht kalt gelassen, gerade mit dem kleinen Peter habe ich unheimlich mitgelitten und auch später mit Silje.
Der Fall liest sich spannend und gerade auch die Momente, bis alle Zusammenhänge klar werden, laden regelrecht dazu ein, Vermutungen aufustellen.
Protagonistin Idun Lind ist sehr sympathisch, besonnen und handelt eher selten aus dem Bauch heraus. Trotzdem ist sie voller Schuldgefühle, da sie glaubt, Schuld an den Verletzungen ihres Kollegen Calle zu sein. Insgesamt lernt man die Charaktere nur recht oberflächlich kennen, was aber bei Thrillerserien ja oft der Fall ist und man erst nach und nach mehr über sie erfährt. Dementsprechend fand ich die Zeichnung der Charaktere ausreichend und authentisch.

Mein Fazit: Auch Gewittermann liest sich wieder sehr spannend und führt uns nach Nordschweden mitten in einen Ring aus Menschenhändlern. Die zwei Erzählstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, berühren auf unterschiedliche Weise. Man möchte allerdings unbedingt wissen, wie das zusammenhängt und wird dadurch recht schnell durch die Seiten getrieben. Ein spannender Fall, der mich gespannt auf weitere Bücher der Autorin zurücklässt. Leseempfehlung.