Rezension

Ein New Adult Roman, der hält, was er verspricht

Dirty, Sexy, Love - Kylie Scott

Dirty, Sexy, Love
von Kylie Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Der New Adult Roman „Dirty, Sexy, Love“ von Kylie Scott liefert genau das, was man von ihm erwartet, aber auch nicht mehr. Die beiden Protagonisten sind in einer dramatischen, mitreißenden Liebesgeschichte verwickelt, die umstehenden Figuren bleiben oberflächlich und entsprechen ihren Klischees. Die Tiefe, welche die Autorin ihren beiden Helden gibt, macht jedoch jegliche Oberflächlichkeit der anderen wett, denn insbesondere Alex ist so authentisch und von realistischen Ängsten und Unsicherheiten geplagt, dass man als Leser einfach mitfiebern muss. Es ist ein klassischer Genre-Roman mit angemessenen Sex-Szenen, bei dem es nicht ganz gereicht hat, außergewöhnlich zu sein.

Mit „Dirty, Sexy, Love“ liefert Kylie Scott genau das, was ich von einem New Adult Roman erwarte: eine heiße Liebesgeschichte und jede Menge Drama. Bücher in diesem Genre laufen häufig nach demselben Rezept ab, und so ist es die Ausführung, die stimmen muss, um mich zu fesseln. In diesem Fall war die Ausführung überdurchschnittlich gut.

Mit Alex haben wir eine junge Frau, die zwar bereits auf eigenen Beinen steht, aber noch immer von Unsicherheiten und Ängsten geplagt ist. Sie scheut andere Menschen und verschließt sich lieber, als zu riskieren, verletzt zu werden. Dass sie sich überhaupt auf den Weg zum Mann ihrer Träume macht, ist vor allem ihrer Freundin Val geschuldet. Doch natürlich endet das erste Treffen mit dem Mann aus dem Internet nicht so, wie sie es sich gedacht hat. Er stellt sich als jemand anderer heraus und ist äußerlich eigentlich gar nicht ihr Typ. Die Tatsache, dass sie endlich all ihren Mut zusammen genommen hat, vollkommen entgegen ihrer sicheren Routine, und dann vor einem Haufen fremder Menschen bloßgestellt wird, sorgt dafür, dass sie Joe vom ersten Augenblick an hasst. All ihre Unsicherheiten, all ihre Ängste werden durch ihn bestätigt.

Doch obwohl Joe – zumindest angeblich – kein romantisches oder sexuelles Interesse an Alex hat, lässt er nicht locker. Er ist ein guter Kerl, das ganze Gegenteil von ihr. Er ist immer für andere Menschen da, hat viele Freunde und würde niemals Nein zu irgendjemandem sagen. Doch auf seine Weise ist er ebenso verschlossen wie sie. Denn obwohl er allen anderen hilft, lässt er sich selbst nicht helfen. Nach außen hin ist er selbstbewusst, stark und offen, aber in Wirklichkeit ist auch er verletzlich und unsicher.

Es ist spannend zu sehen, wie diese beiden Personen sich zusammenraufen und als Freunde beschließen, den anderen an seine Grenzen zu bringen. Sie erkennen sofort, dass die Neigungen des jeweils anderen auf Dauer nicht gesund sein können, und wollen helfen, zumindest ein Stück weit eine Änderung herbeizuführen. Alex und Joe funktionieren in jeder Szene zusammen. Dass ich persönlich auf große, stämmige Baumfäller mit langen Haaren und Bart stehe, hilft mir als Leserin natürlich noch.

Einige der anderen Figuren bleiben nur die Tropes, die sie eben erfüllen müssen – der schleimige Playboy, die eifersüchtige Ex, die beste Freundin – doch das ist in diesem Fall tatsächlich irrelevant. Bei einem Liebesroman ist es für mich wichtig, dass sich der Plot aus den Charakteren und ihren Entwicklungen heraus ergibt, nicht umgekehrt, dass die Charaktere stets dem Plot gehorchen. Und mit der Zusammenstellung der Figuren in diesem Roman ist genau das gegeben. Natürlich gibt es auch hier ein dramatisches Ereignis, das bestimmte Entwicklungen vorerst stoppt und alles aussichtslos erscheinen lässt. Doch auch das gehört zu dem bewährten Rezept eines New Adult Romans dazu und ist hier gut ausgeführt, zumal der Twist nur dazu dienst, bestimmte Charaktereigenschaften von Joe hervorzuheben und eine Weiterentwicklung des Charakters zu ermöglich.

Die Entwicklung nach dem Twist ist stets ein Tanz auf Messers Schneide: Manche Autoren rutschen dann plötzlich in gefühlsüberladene, an den Haaren herbeigezogene Szenen ab. Und obwohl auch hier der Leser perplex da steht und sich denkt „Was ist denn nur sein Problem?“, ergibt es Sinn. Das Handeln der Figuren bleibt nachvollziehbar. Insbesondere Alex wird mir in diesen Momenten sehr sympathisch: Sie will sich nicht unterkriegen lassen, sie will um alles in der Welt daran arbeiten, nicht wieder in ihr Schneckenhaus zurückzukriechen, sie bleibt dran – aber am Ende fehlt die Energie. Für einen Menschen, der schlechte Erfahrungen in der Jugend gemacht hat und nichts mehr fürchtet als Zurückweisung, ist das, was Alex im letzten Drittel des Buches leistet, beinahe übermenschlich. Dass sie am Ende doch einbricht und wegläuft, ist verständlich. Irgendwann sind die Energiereserven, die den Kampf ermöglichen, aufgebraucht, wenn der Partner sie nicht regelmäßig auffüllt.

Die Sex-Szenen in diesem Buch sind gut eingepasst, sie ergeben sich aus dem Verlauf der Geschichte und tragen tatsächlich zur Charakterentwicklung bei – das ist auch nicht selbstverständlich. Leider empfand ich sie persönlich nicht als heiß und mitreißend, aber das ist tatsächlich extreme Geschmackssache, weswegen ich es dem Buch nicht wirklich negativ anrechnen kann.

 

FAZIT:

Der New Adult Roman „Dirty, Sexy, Love“ von Kylie Scott liefert genau das, was man von ihm erwartet, aber auch nicht mehr. Die beiden Protagonisten sind in einer dramatischen, mitreißenden Liebesgeschichte verwickelt, die umstehenden Figuren bleiben oberflächlich und entsprechen ihren Klischees. Die Tiefe, welche die Autorin ihren beiden Helden gibt, macht jedoch jegliche Oberflächlichkeit der anderen wett, denn insbesondere Alex ist so authentisch und von realistischen Ängsten und Unsicherheiten geplagt, dass man als Leser einfach mitfiebern muss. Es ist ein klassischer Genre-Roman mit angemessenen Sex-Szenen, bei dem es nicht ganz gereicht hat, außergewöhnlich zu sein. Trotzdem konnte ich ihn nicht aus der Hand legen und wurde besser des Nachts wach gehalten, als es so mancher Kaffee vermag.