Rezension

Ein Refugium ist ein sicherer Zufluchtsort

Der Erlkönig -

Der Erlkönig
von Jérôme Loubry

Bewertet mit 2 Sternen

Von den vielen positiven Rezensionen habe ich mich dazu verleiten lassen, zu diesem Buch zu greifen. Nun bin ich aber kein Fan von Mystery- und Psychothriller, empfinde kein wohliges Gruseln und bekomme keine Gänsehaut, wenn sich das Grauen auf leisen Pfoten anschleicht. Okay, bei Stephen King mache ich manchmal eine Ausnahme, aber dessen Stories haben in der Regel auch weitaus mehr Fleisch an den Knochen als diese hier.

So ist es kein Wunder, dass ich mich mit dem „Erlkönig“ schwergetan habe. 150 Seiten lang passiert nichts, werden lediglich Spuren ausgelegt, die dann mehr oder weniger gelungen in dieser extrem konstruiert wirkenden Geschichte verwurstet werden. Nun könnte man einwenden, dass es das Anliegen des Autors war, mit den Erwartungen der Leser:innen zu spielen, um dann am Ende das Kaninchen aus dem Hut zu zaubern. Ja klar, das tut er, aber bis es dazu kommt, muss man nicht nur eine lange sondern auch eine langweilige Durststrecke überwinden. Und vor dem Abbruch hat das Buch nur der Umstand gerettet, dass ich meine Vermutung bestätigt wissen wollte.

Auch wenn Loubry als die Krimihoffnung Frankreichs gilt und 2019 für dieses Buch mit dem Prix Cognac du meilleur roman francophone (einer der renommiertesten Krimipreise Frankreichs) ausgezeichnet wurde, konnte er mich nicht überzeugen. Zu offensichtlich waren die Hinweise, die er im Verlauf der Geschichte ausgelegt hat, zu banal die daraus gezogenen Schlussfolgerungen, zu vorhersehbar die Auflösung. Ich verstehe auch, dass man in der deutschen Übersetzung den Originaltitel „Les Refuges“ nicht beibehalten hat, denn dann wäre vielleicht noch mehr Leser:innen von Beginn an klar gewesen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. 

Eine Frage zum Schluss. Warum ein toter Vogel auf dem Cover? Wirkt der gefiederte Freund etwa verkaufsfördernder als eine tote Katze?