Rezension

Ein schräger Roadtrip, mit ernsthafter und gut umgesetzter Thematik.

Unpregnant - Der Trip unseres Lebens -

Unpregnant - Der Trip unseres Lebens
von Jenni Hendriks

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man hört, dass es da zwei Autor:innen gibt, die versucht sind, eine humorvolle Story über Abtreibung zu schreiben, dann macht das zunächst ehrlich gesagt, erst einmal stutzig. Denn geht das überhaupt ?

Jenni Hendriks und Ted Caplan haben ihre Idee großartig umgesetzt und bewiesen: Ja, das geht !

Mit UNPREGNANT haben sie einen turbulenten und auch irgendwie herrlich schrägen Young Adult Roman geschrieben, der sich irgendwo zwischen Road Trip, Coming of Age und weiblicher Selbstbestimmung bewegt, der aber eben auch Freundschaft und ernste Thematiken wie Abtreibung, Stalking und toxische Beziehung behandelt und somit eine wirklich kluge Mischung aus Vielem ist, dass zum Nachdenken anregt und trotzdem stark unterhält.

Veronica ist die perfekte Vorzeigeschülerin. Sie ist beliebt, Jahrgangsbeste, mit dem bestaussehendsten Typen der ganzen Schule liiert und hat eine glorreiche Zukunft vor sich. Doch diese ist plötzlich gefährdet, als Veronica feststellt, dass sie schwanger ist. Wie konnte das nur passieren ? Sie und Kevin haben immer verhütet. Und was soll sie jetzt machen ?

Sie entscheidet sich für eine Abtreibung und trifft hier direkt auf eine der größten Hürden der Handlung. Denn Veronica lebt in Missouri. Abtreibungen werden zwar geduldet und auch gemacht, aber nur mit der Einverständnis der Eltern. Und genau die kann Veronica nicht in ihr Geheimnis einweihen, denn ihre Familie ist sehr gläubig und wenn sie ihren Eltern beichten würde, was passiert ist und das sie überhaupt schon Sex hatte, dann würde sich die Geschichte ihrer Schwester wiederholen und man würde sie in eine Ehe pressen, die sie noch gar nicht will. Für die sie außerdem viel zu jung ist und die ihr ihre Pläne fürs College zunichte machen würden.

Leider ist ihr auch Kevin keine Hilfe, denn der vertritt ähnliche Ansichten, wie die Familie.

Ausgerechnet die durchgeknallte Bailey, mit der Veronica früher einmal eng befreundet war, wird zu ihrer Komplizin und für die beiden Mädels beginnt ein abgedrehter Road Trip nach Albuqerque, auf dem sie nicht nur zu ihrer Freundschaft zurückfinden, sondern auch irgendwie zu sich selbst.

Ich fand die Geschichte unglaublich gut geschrieben und besonders der Umgang mit dem Thema Abtreibung hat mir gefallen, auch wenns mich aufgrund des Umgangs der Leute damit, total wütend gemacht hat. Die amerikanischen Rezensionen zum Buch spiegeln ganz gut wider, wie verbohrt besonders in den USA darauf gepocht wird, dass Abtreibung verwerflich ist und wie viel Arbeit dort und eigentlich überall auf der Welt noch geleistet werden muss, um Abtreibungen legal zu machen! Der Roman beschönigt das Thema aber auch nicht. Veronica macht sich reichlich Gedanken dazu, die man vor allem zwischen den Zeilen herauslesen kann. Es ist also keineswegs so, dass sie sich die Entscheidung leicht macht oder es gar durch Leichtsinn auf eine Schwangerschaft hat ankommen lassen. Die Umsetzung fand ich also sehr gut.

Ein weiterer Punkt in der Handlung, den ich sehr mochte, war die Freundschaft zwischen Bailey der Außenseiterin und Veronica. Obwohl die beiden bis zu Middleschool dicke Freundinnen waren, hatten sie ab dem ersten Highschooljahr plötzlich keinen Kontakt mehr. Und auf der wirklich abgefahrenen Reise nach Albuquerque haben sie Zeit, all die Dinge aufzuarbeiten, die sie auseinander getrieben haben. Diese Reise verändert sie beide und lässt sie reifer werden.

Einen Punkt Abzug gibt es dafür, dass es im Verlauf immer wieder mal Stellen gibt, in denen unerkennbar plötzlich Szene oder Tag wechseln, was mich ein paar Mal komplett aus dem Lesefluss gerissen hat. Das fand ich etwas nervig, und auch ne potenzielle Triggerwarnung hätte nicht geschadet, weil es einfach doch um triggernde Themen wie Abtreibung und toxische Beziehung geht.

Aber der Rest: TOP !