Rezension

Ein sehr einfühlsames Buch über Herkunft - Ist es möglich, zwischen zwei Welten zu tanzen?

Tanz zwischen zwei Welten -

Tanz zwischen zwei Welten
von Mariam T. Azimi

Familie, Herkunft, Heimat - all das prägt uns und ist wichtig für uns. Im besonderen Maße ist dies wichtig, wenn zwei so unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Die Frage des Buches ist: "Wohin willst du gehören?"

 

Um diese Frage dreht sich alles in dem Buch und Mariam T. Azimi hat den Zwiespalt in dem sich ihre Hauptfigur Wana befindet, hervorragend dargestellt. Es gibt die Rückblicke auf die sorglose Kindheit in Kabul und dann der harte Schnitt, als die Familie in Deutschland ankommt und die schwierigen Situationen, die aus Kindersicht beschrieben werden. Dann kommt die Pubertät, die wiederum einen Bruch darstellt, einen Moment der Erkenntnis und einen ganz tiefen Einschnitt.

 

Und dann kommt der Unfall und Wanas Prozess, zu sich zu finden und die Frage wohin sie gehören will zu beantworten. Als sie ihre Freundin trifft und sie ihr den besten aller Ratschläge gibt, merkt man, dass sich etwas in Bewegung setzt.

 

Die Autorin hat diese Zweifel, dieses Hin und Her, die Missverständnisse, die Beziehung zu den Elternteilen, zur Schwester und zur afghanischen Community so gut dargestellt und auch die Sorgen der ganz jungen Wana, des Teenagers und der erwachsenen Frau so intensiv beschrieben, dass man die innere Zerrissenheit förmlich spüren kann. Sie hat eine ganz klare, aber tiefe Sprache, um dies zu beschreiben und die Gefühle fühlbar zu machen.

 

Das Buch hat mich sehr bewegt und mitgenommen in Wanas Gefühlswelt, so dass ich am Ende richtig traurig war, dass es vorbei war. Als Leserin habe ich den Denk- und Heilungsprozess direkt miterleben können und es hat mich in die Geschichte hineingezogen. Die einzelnen Personen waren facettenreich beschrieben, es gab kein Schwarz und kein Weiß, sondern viele Zwischentöne, was das Buch für mich besonders macht. Es hat mir sehr gut gefallen und ich kann es nur empfehlen.