Rezension

Ein sehr tiefgreifendes Buch...

Sechs Jahre - Charlotte Link

Sechs Jahre
von Charlotte Link

Bewertet mit 5 Sternen

"Sechs Jahre. Der Abschied von meiner Schwester" ist ein sehr persönliches Buch und man bekommt auch einen kleinen Einblick in das Leben und die Persönlichkeit von Charlotte Link. 
Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich musste einige Male wirklich schlucken, weil es mir wirklich sehr nahe ging und ich auch oft sehr fassungslos war, als ich gelesen habe, wie gefühlskalt sich manche Ärzte gegenüber todkranken Patienten verhalten. Ich bin selbst nur Medizinische Fachangestellte, kann deshalb zwar in diesem bestimmten Bereich nicht mitreden, aber es ist für mich wirklich unverständlich wie sich diese Ärzte und auch die Schwestern in den Krankenhäusern verhalten. Wenn man einen pflegerischen Beruf erlernt, sollte man das meiner Meinung nach aus der Überzeugung heraus machen, den Menschen zu helfen, denen es schlechter geht und die Hilfe nötig haben. Ich bin ehrlich erschüttert darüber, wie manche mit Patienten, wie Franziska es war, umgehen.
Das Buch ist für Menschen wie mich mit Sicherheit harter Tobak. Kaum lese ich so etwas, muss ich sofort an meine eigene Familie denken und wie entsetzlich es für mich wäre, wenn so etwas bei uns passieren würde. 
Und da mir selbst so etwas noch nicht passiert ist, kann ich in keinem Fall nachempfinden, was die Familie von Charlotte Link und die Familie ihrer Schwester Franziska empfunden hat, aber ich kann mir vorstellen, dass so etwas das Leben absolut aus der Bahn wirft. Und ich habe den größten Respekt vor jedem, der daran nicht verzweifelt. 
In dem Buch wird sehr schnell deutlich, welch innige Bindung Charlotte und ihre Schwester Franziska haben. Charlotte Link nennt sie Tschesie. 
Alles beginnt mit der Morbus-Hodgkin-Erkrankung von Franziska in jungen Jahren. Eigentlich denkt die Familie, der Krebs sei besiegt. Doch dann kommen die schlimmen Folgeerkrankungen des Morbus-Hodgkin. 
Und immer wieder bekommt Franziska von den verschiedensten Ärzten die schlimmsten Diagnosen und Prognosen. Anfangs heißt es noch, sie würde das Ende des Jahres nicht mehr erleben und am Ende sind es sechs Jahre, die die Familie noch mit Franziska verbringen darf. 
Mein Fazit: Ich kann jedem, der sich für so etwas interessiert nur empfehlen, dieses Buch zu lesen. Man braucht manchmal starke Nerven aber es lohnt sich auf jeden Fall und danach weiß man seine eigene Gesundheit noch viel mehr zu schätzen. 
Ich hoffe, dass viele Mitarbeiter der Krankenhäuser und Kliniken dieses Buch lesen und vielleicht mehr darauf achten, wie sie mit schwerkranken Patienten bzw. auch Patienten im Allgemeinen umgehen. Natürlich gibt es solche und solche aber es hilft ungemein, wenn man den Alltag in der Klinik auch mal aus Sicht der Patienten und deren Angehöriger sieht. 
Zum Glück findet sich im Buch auch manche wirklich schöne Stelle und auch fantastische Ärzte werden genannt.