Rezension

Ein spannender, mitreißender Identitätssuche-Roman

Das Mädchen mit den blauen Augen - Michel Bussi

Das Mädchen mit den blauen Augen
von Michel Bussi

Bewertet mit 5 Sternen

Ein spannender, mitreißender Identitätssuche-Roman für Hobby-"Miss Marples" und "Hercule Poirot"-Azubis.

Ein Flugzeugabsturz im Jura-Gebirge. Alle Passagiere sterben, einzig ein kleines Baby überlebt den Absturz. Die tragische Ironie des Schicksals: die Passagierliste verzeichnet zwei Säuglinge. Beides Mädchen, beide fast exakt gleich alt. Die große Frage ist nun, ob Emilie Vitral oder Lyse-Rose Carville dem Tod entkommen ist. Das verzweifelte ringen der Familien um das Baby beginnt und findet erst 18 Jahre später seinen tragischen Abschluss.
„Das Mädchen mit den blauen Augen“ war eine absolute Überraschung für mich, denn es war mal wieder ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. Trotz seines nicht ganz geringen Umfanges habe ich es an zwei Abenden beendet. Irgendwann übermannt mich normalerweise immer die Müdigkeit und ich schlafe mit meinem Buch ein, bei diesem habe ich bis spät in die Nacht gelesen, um das Ende noch zu erfahren. Ich finde, eigentlich sagt das alles Wichtige aus.
Aber um nochmal ein bisschen auszuholen…
Bei diesem Buch stimmt einfach alles. Der Erzählstil ist wunderbar bildreich und gibt die Stimmung der Handlung toll wieder. Von der ersten Seite mit dem tragischen Flugzeugabsturz über dem Jura, bis zu Lylies verzweifelter Suche nach der Wahrheit war die Handlung fast filmisch beschrieben und wirkte trotzdem authentisch, ohne große Effekthascherei. Der Aufbau des Romans fügt sich dazu sehr schön. Die Handlung wird wechselweise aus den Aufzeichnungen des Privatdetektivs der Familie Carville mit Berichten aus der Vergangenheit und den Geschehnissen um den 18. Geburtstag des Mädchens erzählt.
Dazu kommt, dass die Handlung extrem gut konstruiert ist. Die Geschichte wurde perfekt mit der Zeit und dem Ort der Handlung verknüpft. So bleibt das Geschehen zwar durchgehend unwahrscheinlich, aber immer in sich logisch. Selbst die Entwicklung von technischen und medizinischen Möglichkeiten wurde bedacht und für einen spannenden Teil der Handlung verwendet.
Ich habe permanent mit gerätselt in welche Familie das Kind wohl gehören wird und nach verräterischen Anzeichen gesucht, wie sich all die Widersprüche auflösen lassen. Diese Art von „mitfiebern“ habe ich länger nicht mehr erlebt und hatte meine helle Freude daran.
Wem das alles nicht reicht für den bietet das Buch noch eine Menge menschlicher Dramen, Liebe und Konflikte. Die Handlung war dadurch nicht nur platt auf das Rätsel um die Identität des Kindes gerichtet, sondern hat auch alle beteiligten Personen toll einbezogen.