Rezension

Ein starker Abschluss

Das Herz aus Eis und Liebe - Renée Ahdieh

Das Herz aus Eis und Liebe
von Renee Ahdieh

Inhalt:

Nachdem der Schwarze Clan gestellt und Okami dem neuen Kaiser überstellt wurde, bleibt Mariko nichts anderes übrig, als ein Lügenkonstrukt aufzubauen. Sie gibt sich als Gefangene des Clans und deren Opfer aus. Sie beteuert ihre Liebe zu Raiden, dem Halbbruder des neuen Kaisers Roku, der nach dem Mord an seinem Vater die Thronfolge angetreten hat.
Für Mariko ist es nicht einfach die Lüge weiterzuführen. Überdies muss sie herausfinden, wer sich verschworen hat, sie an jenem Tag im Wald umzubringen. Nicht zuletzt möchte sie die Frage klären, warum dem Schwarzen Clan diese Tat in die Schuhe geschoben wurde. Zuvorderst wäre da allerdings Okami aus seiner Gefangenschaft zu befreien.
Die Handlung eskaliert, als Hochzeits- und Hinrichtungstermin immer näher rücken. Mariko muss handeln, wenn sie Okamis Hinrichtung verhindern möchte. Doch der Kaiser scheint jeden ihrer Schritte genauestens zu verfolgen. Mit jedem Fehltritt würde sie ihr eigenes Todesurteil besiegeln.
Ein Tanz auf Messers Schneide.

Im Detail:

Die Geschichte von "Das Herz aus Eis & Liebe", dem zweiten und finalen Band dieser spannenden japanischen Fantasyreihe aus der Feder von Renée Ahdieh, spielt in erster Linie am kaiserlichen Hof. Nach dem Mord am Kaiser, regiert nun dessen leiblicher Sohn Roku, der im Gegensatz zu seinem Halbbruder fanatisch und sadistisch wirkt. Roku interessiert sich nicht für die am Hof ausgetragenen Intrigen und die offenen politisch-theologischen Kämpfe. Sein Fokus liegt darauf seinen Gefangenen zu brechen und Rache für das Unrecht zu nehmen, das seiner Familie angetan wurde. Während Roku mit Freude neue Foltermethoden an Okami ausprobiert, versucht Mariko Fluchtpläne zu schmieden. Ihre Möglichkeiten sind jedoch stark begrenzt. Roku misstraut ihr und wartet nur auf ihren ersten Fehltritt.
Die einzige Möglichkeit Zugang zu den Zellen zu gewinnen und Kontakt zur Außenwelt und somit vielleicht auch zum Schwarzen Clan zu erlangen, besteht für Mariko darin, ihren zukünftigen Gemahl und somit den besten Freund und Vertrauten des Kaisers, Raiden, zu bezirzen. Doch Raiden reagiert zunächst verstockt auf ihre galanten Avancen und ist seinem Bruder treu ergeben. Schnell ist klar, dass auch hier ein falsches Wort oder ein falscher Schritt Marikos Untergang bedeuten würden.
In jeden Fall läuft die Zeit gegen die Figuren des Buches (der Hochzeitstermin zwischen Raiden und Mariko und auch die Hinrichtung Okamis rücken immer näher), was für einen immensen Spannungsbogen innerhalb der Geschichte sorgt. Während Mariko für ihre große Liebe kämpft, werden am Hofe Gewalt und Destruktivität zum politischen Prinzip. Leid und Tod erfahren noch einmal eine ungeheuerliche Steigerung.
Japan, das Land der Ninjas, der Samurais und Geishas, der verrückten Pflegeroboter und Mangas, übt ja schon seit jeher Faszination auf die europäische Leserschaft aus. Auch der vorliegende Roman lebt vom Reiz des „Fremden“, des „Anderen“, sowie der schnörkellosen Sprache der japanischen Literatur.

Fazit:

Auch in der Kürze liegt manchmal die Würze. So auch im Fall der Fantasyreihe von Renée Ahdieh, die mit zwei Bänden auskommt. Auf 431 Seiten entsteht eine mitreißende Dynamik, die die Lektüre zu einem fesselnden Ereignis macht.
Der Autor passt die persönlichen Leiderfahrungen der Protagonistin in eine Welt des Schmerzes ein, die sehr kultursensibel gezeichnet ist.
Am Ende bleibt nach unterhaltsamer, packender Lektüre ein Gefühl von Atemlosigkeit zurück, das man sonst nur in Thrillern erlebt.

Buchzitate:

Ein Grinsen hob eine Seite von Ökamis Gesicht und betonte eine diagonale Narbe durch seine Lippen. „Mein Geist lebt auf einem Berg. Deiner lebt auf einem Feld. Sollte der Berg vor dem Feld niederknien?“

Er hatte sie damals auch verflucht. Obwohl jeder einzelne seiner Tagträume ihr galt. Selbst wenn der Duft vorbeifliegender Orangenblüten ihn zum Lächeln brachte.

Er würde Mariko nicht riskieren. Nicht für jeden Nachthimmel der Welt. Nicht einmal für einen einzigen Stern.