Rezension

Ein starkes Jugendbuch, das seine Leser sehr schnell in einen regelrechten Sog zieht und ihn in seinem Spannungsbogen bis zu einem sehr überraschenden Ende nicht mehr los lässt

Keine halben Sachen - Antje Herden

Keine halben Sachen
von Antje Herden

Antje Herden, Keine halben Sachen, Beltz & Gelberg 2019, ISBN 978-3-407-81248-3

 

 

Die in Darmstadt als freie Autorin lebende Schriftstellerin Antje Herden hat für ihren hier vorliegenden ersten Jugendroman den Peter-Härtling-Preis 2019 erhalten.

Die ich-erzählende Hauptfigur in diesem knappen, aber dicht erzählten Jugendroman ist der fünfzehnjährige Robin. Er lebt allein mit seiner Mutter, pubertiert heftig und findet ansonsten sein Leben und die Schule extrem langweilig. Er fühlt sich einsam, hat keine Freunde und auch keine richtigen Plan für sein Leben. Langweilig und „grauschwarz“ ziehen sich seine Tage dahin.

 

Dann trifft Robin den coolen und selbstsicheren Leo, der mit seinem Auftreten und seiner Art all das verkörpert, wie Robin auch gerne wäre. Leo fällt es nicht schwer, den labilen und unsicheren Robin bald schon zum Rauchen, Kiffen und zum Saufen zu verführen. Sie verbringen nach der Schule viel Zeit zusammen in einem Park, und unterhakten sich über ihre Zweifel, Ängste, Hoffnungen und Träume. Wobei es immer Robin ist, der spricht, während Leo nur zuhört und von sich kaum etwas preisgibt.

Als die beiden Anna und Karla kennenlernen, erfährt Robin mit Karla, in die er sich verliebt auch den körperlichen Rausch. Während Robin immer mehr abstürzt, bleibt Leo scheinbar cool und gelassen.

 

Schonungslos lässt Antje Herden ihre Hauptfigur Robin die Geschichte seines Absturzes erzählen. Obwohl er nicht unbedingt sympathisch für den jungen Leser rüberkommt, fühlt man doch gespannt mit ihm und glaubt bald, das dramatische Ende schon zu kennen.

 

Die Jury des Peter-Härtling-Preises schreibt treffend zu diesem von ihr preisgekrönten Buch:

„Meisterhaft und äußerst glaubwürdig erzählt Antje Herden, wie sich ein Junge auf der Suche nach dem richtigen Leben in einer Parallelwelt verliert. Diese Erzählung vermeidet glücklicherweise jeden pädagogischen Eifer. Sie nimmt ihre Protagonisten ernst und konfrontiert sie zugleich mit einer klaren Haltung, die aus der Geschichte heraus erwächst. Ungeheuer nuanciert und konsequent aus der Sicht von Robin erzählt, der seine Selbstironie nie verliert, führt Antje Herden den Leser durch ein echtes Leben – mit einem glänzend entworfenen, fulminanten Ende, das alles auf den Kopf stellt.«

 

Ein starkes Jugendbuch, das seine Leser sehr schnell in einen regelrechten Sog zieht und ihn in seinem Spannungsbogen bis zu einem sehr überraschenden Ende nicht mehr los lässt.