Rezension

Ein Stück Zeitgeschichte, ganz persönlich vorgetragen

Klack - Klaus Modick

Klack
von Klaus Modick

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1961, das Wirtschaftswunder in Westdeutschland, in Berlin: der Mauerbau und der Beginn des Aufrüstens und des kalten Krieges. Hier wächst der 14jährige Markus mit seiner älteren Schwester Hanna, den Eltern und der Großmutter im beschaulichen Norddeutschland auf. Auf dem Ostermarkt gewinnt er einen Fotoapparat, den Agfa Clack. Fortan macht er damit Bilder. Jahrzehnte später findet er beim Freiräumen des Dachbodens diese Bilder und plötzlich fällt ihm alles wieder ein…Jeder Kapitel beginnt mit einer kurzen Einführung in das Bild und nahezu philosophischen Gedanken. Dann erzählt Markus die Geschichte rund um das Bild und damit auch aus seinem Alltag. Es handelt sich um eine durchaus repräsentative Familie. Gehobener Mittelstand, Verwandte in der Ostzone, was natürlich zu politischen Diskussionen führen muss und ein im zweiten Weltkrieg gefallener Onkel. Eingebettet in seine ganz persönliche Geschichte geschieht Weltgeschichte wie die große Sturmflut von 1962 und der Bau der Mauer. Solch eine Mauer errichtet auch Markus Oma im Garten, diese gegen die neuen Nachbarn, eine italienische Familie. In Clarissa, der Nachbarstochter, findet Markus seine erste große, leider unerfüllte, Liebe. Ein Stück Zeitgeschichte ganz persönlich und humorvoll vorgetragen, atmosphärisch dicht geschrieben war es einfach ein pures Lesevergnügen. Wer weiß heute schon noch was ein „Gröfaz“, „Beffchen“, Nyltesthemden,  ein „Hunterfünfundsiebziger“ und ein „Persilschein“ sind. Die Generation 50+ wird sich an die eigene Jugend erinnern und wie man zusammen Francis Durbiridge „Das Halstuch“ guckte, während die Städte wie ausgestorben waren. Für alle jüngeren Leser vermittelt es nachvollziehbar das Lebensgefühl jener Zeit. Meine Empfehlung: ein absolut lesenswertes Buch!