Rezension

Ein Thriller, der ohne großes Blutvergießen auskommt

Marterpfahl - Stefan Melneczuk

Marterpfahl
von Stefan Melneczuk

Bewertet mit 4 Sternen

Roland, David, Thomas und Sonja verbindet seit über zwanzig Jahren ein grauenvolles Geheimnis. Als Sonja bei einem Verkehrsunfall stirbt, ahnen die drei Männer, das nun der Zeitpunkt gekommen ist, gemeinsam an den Ort zurückzukehren, an dem sie alle unermessliche Schuld auf sich geladen haben. Sie müssen sich den Geistern der Vergangenheit stellen, um endlich ihren Frieden zu finden. Unheimliche Dinge geschehen, sodass den ehemaligen Freunden schnell klar wird, dass der Tag der Abrechnung unmittelbar bevorsteht...

Meine Meinung

Stefan Melneczuk gelingt es in seinem Thriller vom ersten Moment an, eine düstere und unheimliche Atmosphäre zu erzeugen und diese an den Leser zu vermitteln. Bereits der Prolog wirft Fragen auf, die man nur zu gerne beantwortet hätte. Das Interesse an der Erzählung ist also von Anfang an geweckt. Doch bis zur Auflösung muss man noch einige Vermutungen anstellen, denn erst nach und nach offenbart der Autor, zu welch unvorstellbarer Grausamkeit Kinder fähig sein können. Denn nur eine einzige, gedankenlose Entscheidung kann das gesamte Leben unwiderruflich verändern.

Der Schreibstil von Stefan Melneczuk ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann der Erzählung problemlos folgen, auch wenn der Autor die Grenzen von Realität und Einbildung verschwimmen lässt. Gerade das macht allerdings den Reiz dieser Geschichte aus. Denn die unterschwellige Spannung steigert sich so kontinuierlich und ehe man sich versieht, zappelt man im Netz der verschiedenen Handlungsfäden und weiß nicht mehr, was man eigentlich glauben soll. Man folgt gebannt der Handlung und kann sich nur schwer vom Gelesenen lösen. Denn was dort nach und nach ans Licht kommt, ist unvorstellbar grausam.

Die unheimliche und düstere Stimmung wird durch Rückblicke in die Vergangenheit etwas aufgelockert. Man erlebt die letzten unbeschwerten Sommertage der vier Freunde und ahnt bereits, dass sie in einer Katastrophe enden werden. Durch liebevoll eingestreute Details, erwacht die damalige Zeit zum Leben, sodass man mühelos in die beschriebenen Szenen eintauchen kann. Man hat nicht nur die Songs im Ohr, sondern meint schon fast den Geruch des Freibads zu riechen und die heißen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Die dunklen Wolken, die dabei langsam aufziehen, kann man allerdings kaum ignorieren.

Man durchlebt beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Denn die Schuld, die die Kinder auf sich geladen haben, ist durchgehend spürbar und so fiebert man entsetzt, und gleichermaßen fasziniert, der Auflösung entgegen. Diese regt zum Nachdenken an, sodass man das Buch mit einem mulmigen Gefühl zusammenklappt.

Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung, wenn man mal einen Thriller lesen möchte, der ohne großes Blutvergießen auskommt. Denn Stefan Melneczuk schafft es auch ohne diesen Aspekt Gänsehaut und Entsetzen hervorzurufen.