Rezension

Ein Thriller mit einem ungewöhnlichen Ermittler - spannend und interessant zugleich!

Auge um Auge - Lukas Erler

Auge um Auge
von Lukas Erler

Bewertet mit 4 Sternen

Man muss nicht sehen können, um zu ermitteln

Cool, kantig, eigenwillig – der aufgrund einer Erbkrankheit erblindete Kunsthistoriker Cornelius Teerjong ist ein Mann mit radikalen Ansichten und einem gewissen Hang zum Zynismus. Auf der »Documenta« in Kassel wird sein Bekannter, der Kameramann Henk de Byl, leblos und auf bizarre Weise verstümmelt inmitten einer Installation im Rahmen der Kunstmesse aufgefunden. Teerjong ist bestürzt und beginnt gemeinsam mit seiner Freundin, der Journalistin Jenny Urban, auf eigene Faust zu ermitteln. Eine Spur führt die beiden zurück in die Vergangenheit, zu einem unfassbaren Verbrechen, das 17 Jahre zuvor die Welt erschütterte, und Teerjong muss feststellen, dass er seinen Freund nicht annähernd so gut kannte, wie er gedacht hatte. Schritt für Schritt enthüllt sich Teerjong und Urban das Motiv des Täters, doch je mehr sie erfahren, desto weniger sicher sind sie, dass sie ihn wirklich finden wollen....(Klappentext)

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Der Autor hat hier wirklich einen sehr ungewöhnlichen Ermittler erschaffen. Nicht weil dieser Kunsthistoriker ist - das kennen wir ja schon von Dan Brown. Auch nicht aufgrund seines Zynismus und schwarzen Humors - diese Eigenschaften haben gleich mehrere Ermittler im Thriller- und Krimi-Genre.
Cornelius Teerjong ist nämlich blind!
Alleine diese Eigenschaft ließ mich zu diesem Buch greifen, da dies wirklich mal etwas Neues ist und ich mich fragte wie ein Blinder ermitteln kann ohne zu sehen und wie und ob es der Autor schafft diese Eigesnchaft glaubwürdig an den Leser zu bringen.
Und Lukas Erler hat es wirklich geschafft mich positiv zu überraschen.

Hier taucht der Leser in die Welt eines Blinden ein. Doch dieser ist keineswegs hilflos, selbstmitleidig, bzw. zu bemitleiden, und/oder in seinem Leben eingeschränkt. Mit diesen Vorurteilen gegenüber Blinden wird hier ordentlich aufgeräumt und das auf authentische Art und Weise.
Man erfährt wie Blinde die Welt "sehen" und sich in ihr bewegen, ja dass sie sogar mehr "sehen" als so mancher Sehender und sich daher sehr wohl als Ermittler eignen.

Doch nicht nur deswegen konnte dieser Thriller bei mir punkten.
Er enthält nämlich auch Spannung und einen ausgefeilten Plot.
Der flüssige und angenehme Schreibstil tut sein Übriges.

Man liest abwechselnd aus der Perspektive von Teerjong, seiner Freundin der Journalistin Jenny Urban und auch des Täters.
Obwohl man von Anfang an weiß wer der Täter ist, bleibt dieser Thriller bis zum Ende hin spannend. Wenn die Spannung auch hin und wieder absackt, aufgrund der Ausführungen über moderne Kunst.
Mit moderner Kunst kann ich nicht wirklich etwas anfangen - ich ziehe da eher die Klassische vor. Daher interessierten mich diese Beschreibungen sowas von überhaupt nicht und führten höchstwahrscheinlich deswegen bei mir zu einem Spannungsabfall.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und ausgearbeitet, agieren und reagieren authentisch und ihrer Charakterzeichnung entsprechend.
An Humor und Zynismus fehlt es hier auch nicht, vor allem nicht von Seiten Teerjongs, und am Ende kommt es dann noch zu einer kleinen überraschenden Wendung.

Fazit:
Obwohl dieser Thriller in meinen Augen eher dem Krimi-Genre zugeordnet werden sollte, konnte mich dieser von sich überzeugen.
Vor allem aufgrund des ungewöhnlichen Ermittlers. Dieser Thriller/Krimi war aufgrunddessen nicht nur spannend (bis auf wenige Stellen), sondern vor allem interessant und mal etwas Neues.
Dieser Autor hat mich auf jeden Fall an der Angel und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieser Reihe.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung!