Rezension

Ein tiefgehender Roman, indem das Gebet eine große Rolle spielt

Jolas Briefe - Lisa Wingate

Jolas Briefe
von Lisa Wingate

Bewertet mit 5 Sternen

Auf der Atlantikinsel Hatteras möchte Tandi Reese noch mal ganz von vorne anfangen. Mit ihren beiden Kindern mietet sie ein Cottage an, dass sich direkt neben dem Anwesen der älteren Dame Jola befindet. Als diese verstirbt und ihren Besitz der Kirche vermacht, bekommt Tandi den Auftrag, dass Haus zu entrümpeln. Doch dabei entdeckt sie wunderschöne Kästchen, in denen sich alte Briefe befinden... .
Lisa Wingate hat hier eine wunderbare und bewegende Geschichte geschrieben, die auch Tiefgang hat. Im Mittelpunkt der Handlung steht Tandi, die eine äußerst schwierige Vergangenheit mit sich herumschleppt und sich nur schwer von angewöhnten alten Verhaltensmustern trennen kann. Für mich war sie anfangs eine eher ungewöhnliche Protagonistin für ein christliches Buch und auch keine Sympathieträgerin, doch im Laufe der Erzählung wuchs sie mir immer mehr ans Herz. Der Autorin gelingt es bei ihr sehr gut, ihre innerlichen Veränderungen darzustellen. 
Auch die anderen Figuren werden gut charakterisiert und scheinen mitten aus dem Leben gegriffen. Da gibt es zum Beispiel Tandis Freund Ross, der nicht so recht zu ihr zu passen scheint und Paul, der Biologielehrer ihrer Kinder, der gerne Krebse fängt und auch sonst sehr fürsorglich und nett rüberkommt.
Das besondere an diesem Buch waren für mich die sogenannten Gebetskästchen, in denen Jola von ihrer Jugend an ihre Gebetsbriefe gesammelt hat. Dadurch wird im Buch einerseits noch zusätzlich die bewegende Geschichte der alten Dame erzählt und andererseits auch gezeigt, welche außerordentliche und verändernde Wirkung die Briefe auf Tandis persönliches Leben haben. Auch ich selbst finde die Idee, die eigenen Anliegen an Gott aufzuschreiben und in schönen Schatullen zu sammeln, sehr schön und werde es vielleicht einmal selbst ausprobieren.
Der Schreibstil von Lisa Wingate ist flüssig und auch gut zu lesen. Zwischendurch kommt sogar etwas Spannung auf. Auch schafft es die Autorin, die typische Atmosphäre, die am Meer vorherrscht, einzufangen und dem Leser zu vermitteln.
Auch wenn es sich hier ,,nur" um eine erdachte Geschichte handelt, kann man daraus viel über das Gebet und seine Wirkung lernen. Mir hat gefallen, dass man hier wirklich sehen und miterleben kann, dass Gott Gebete erhört, wenn auch manchmal anders, als man sich das vorstellt.
Insgesamt ist ,,Jolas Briefe" ein sehr bewegender und tiefgehender christlicher Roman, der mich berührt, aber auch gleichzeitig gut unterhalten hat. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.