Rezension

Ein überzeugender Reihenauftakt

Adrians Untote - Chris Philbrook

Adrians Untote
von Chris Philbrook

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist der Nachmittag des 23. Juni 2010 als die Welt zum Teufel geht. Adrian Ring beobachtet wie eine Frau niedergeschossen wird und wählt den Notruf sowie die 911. Als er nach mehreren Versuchen nicht durchkommt, schaltet er den Fernseher ein und hört die Nachricht des Katastrophenalarm-System EAS:
"Der Staat sowie die örtlichen Behörden melden überall in der Region verbreitete Angriffe auf Bürger. Die Bevölkerung wird aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben, die Türen zu schließen, die Fenster zu verriegeln und nur zu öffnen, wenn es sich um gute Freunde oder Familienangehörige handelt, die intelligent reagieren."

Ihm ist klar, dass die Lage mehr als ernst ist, er behält jedoch einen kühlen Kopf und plant sein Vorgehen genau. Adrian hat beim Militär gedient und arbeitet in einer Privatschule im Sicherheitsdienst und so handelt er besonnen und überlegt, nimmt seinen Kater Otis, deckt sich mit Lebensmitteln und Waffen ein und macht sich auf den Weg zu seiner Mutter, die in einem Altenheim lebt. Doch auf den Straßen herrscht das Chaos und um ihn herum sterben immer mehr Menschen - diese bleiben nicht tot und werden nur von einem Instinkt angetrieben: Fressen.

In Tagebucheinträgen erzählt Adrian von diesem Tag X und von seinen Erlebnissen seither - sie sind ein Spiegel seiner Seele, seiner Hoffnung und seinem Bemühen, ein Mensch zu bleiben in einer Welt, die vom Tod regiert wird.

"Viel Glück, wer auch immer das liest, und möge Gott dich schützen."

Leseeindruck

"Adrians Untote" ist der erste Teil einer Reihe rund um den Protagonisten Adrian Ring, der in einer von Zombies regierten Welt tagtäglich ums Überleben kämpft. Chris Philbrook lässt Adrian seine Geschichte in Tagebuchform erzählen, nutzt diese Form als besonderes Stilmittel und erreicht so eine starke Nähe zum Protagonisten. Der Schreibstil ist flüssig und natürlich. Adrian schreibt wie ihm der Schnabel gewachsen ist und man hat beim Lesen das Gefühl ganz dicht bei ihm und seinem Kater Otis zu sein. Mit ihm gemeinsam erlebt man Höhen und Tiefen, Erfolge und Niederlagen, Hochstimmung und Trauer. Dabei erfahren wir mal mehr über den Beginn der Katastrophe und dann wieder von Adrians momentanen Tagesablauf.
Zwischendurch gibt es aber auch einige Kapitel, die sich der Geschichte anderer Personen aus Adrians Umfeld widmen. So erfahren wir beispielsweise wie es Phil oder Stacey ergangen ist. Diese Einschübe zeigen besonders deutlich, dass Philbrook gut schreiben kann, außerdem runden sie die Story ab - komplettieren sie.

Der Spannungsbogen ist rund, die Handlung wird zügig vorangetrieben aber Philbrook lässt auch Raum zum Nachdenken und Reflektieren. Er findet so einen guten Weg die gewohnte Zombieaction mit unerwartet ruhigen Tönen zu kombinieren. Für mein Empfinden eine tolle Mischung, die zwar nicht neu ist, hier aber exzellent umgesetzt wurde. Hinzu kommt, dass Philbrook dem Ganzen eine weitere großartige Zutat beifügt: Humor. Adrian hat einen trockenen speziellen Humor und dieser fließt natürlich in seine Einträge ein.

"Eines der kleinen Rätsel des Lebens nach der Zombieapokalypse. Wo sind all die Taschenlampen hin?"

Doch bei all dem Schmunzeln und der Action sind es doch die leisen und nachdenklichen Töne, die mich besonders eingenommen haben. Adrian hat ein gutes Herz aber auch er ist nicht unfehlbar und so gibt es Dinge, die er getan oder nicht getan hat, die ihn verfolgen, sein Gewissen belasten. Niemand ist frei von Schuld und Adrian ist auch hier ehrlich, gesteht sich sein Versagen ein. Auch daran nehmen wir teil.

"Ich werde nie die Worte finden können, die beschreiben, wie leer und klein ich mich fühle. Ich vermisse sie so sehr; es ist, als wäre alle Luft aus meiner Welt verschwunden, wenn ich an sie denke."

"Noch mehr Schuld. Die Zeit heilt oft alle Wunden, aber diese Schuld bringt mich wahrscheinlich vorher um. Es ist ein langsamer Tod."

Fazit

"Adrians Untote" ist eine gelungene Mischung aus Action und Zombieapokalypse gepaart mit Humor aber auch leisen und nachdenklichen Tönen. Im Tagebuchgewand gekleidet erzeugt die Geschichte eine große Sogwirkung und Nähe beim Leser. Hohe Spannung, wechselnde Handlungsstränge und ein flüssiger Schreibstil sorgen für einen angenehmen Lesefluss. Ich bin gespannt auf die weiteren Teile dieser Reihe und werde Adrians Geschichte definitiv weiterverfolgen.