Rezension

Ein verzwackter Fall und gewohnt viel Humor - diese Reihe ist einfach Spitzenklasse!

Unterm Schinder -

Unterm Schinder
von Andreas Föhr

Bewertet mit 5 Sternen

Ein – mal wieder – rundum gelungener Hörgenuss mit komplexem Fall und wunderbaren Charakteren.

Meine Meinung:

„Unterm Schinder“ ist der neunte Fall für das urige Ermittler-Duo Clemens Wallner und Leonhard „Leo“ Kreuthner und bereits der Beginn ist spannend. Während uns Andreas Föhr nach dem Prolog um das Leben eines 14jährigen Mädchens bangen lässt beginnt der Haupthandlungsstrang mit einem sehr skurrilen Versuch Kreuthners, seine attraktive junge Kollegin Lisa zu beeindrucken. Selbstverständlich geht Kreuthners Plan mächtig schief und der alte Grantler stolpert so in einen neuen Fall…

 

Andreas Föhrs wunderbare „Wallner & Kreuthner“-Reihe gehört zu meinen liebsten deutschen Krimireihen und der neue Band hat diesen Status einmal mehr untermauert. Grundsolide und gekonnt entwickelt der Autor einen ausgeklügelten Plot auf zwei Zeitebenen, dessen Zusammenhänge sehr lange im Dunkeln bleiben und mich dabei zum Miträtseln angespornt haben. Akribische Ermittlungen fördern Puzzlestück für Puzzlestück ans Licht und langsam setzt sich ein Gesamtbild des Ganzen zusammen. Mehr als einmal gelingt dem Autor dabei eine faustdicke Überraschung. Die letzte – kaum vorhersehbare Überraschung – präsentiert er dann im Finale und löst damit seinen Fall überzeugend und nachvollziehbar auf. Ein rundum gelungener Kriminalfall, der ohne allzu viel Blut und Effekthascherei auskommt.

 

Die stets gelungenen Storylines sind aber nur eine Seite der Medaille bei Föhrs Oberbayern-Krimis, denn den ganz besonderen Charme erhalten seine Bücher durch die skurrilen Charaktere und den gewohnt passend dosierten Humor. Sei es der im wahrsten Sinne des Wortes coole Clemens Wallner („bei der ganzen Polizei Oberbayerns als verfroren bekannt“ -„er ging ganz offen mit seiner Behinderung um“) oder eben auch der „Leo“ Kreuthner, dem keine Idee zu abwegig erscheint und der oftmals am Rande des noch Machbaren taumelt – oder eben auch darüber hinaus. Die beiden sind ein echt bestechendes Ermittlerpaar, die sich in ihren Gegensätzen abwechselnd im Wege stehen oder gegenseitig beflügeln. Doch noch immer ist ein anderer mein absoluter Liebling hier: Opa Manfred Wallner, der es auch mit seinen knapp 90 Jahren gerne in der berüchtigten Mangfallmühle krachen lässt, einem guten Joint nicht abgeneigt ist oder auch den eigenen Enkel in Sachen Freiersfüßen überflügeln will. Ganz klar: Opa Manfred ist Kult!

 

Neben dem altbekannten und heißgeliebten Ensemble dieser Reihe fährt Andreas Föhr einmal mehr die passenden Fall-Charaktere in schillernder Pracht auf, von der wegen Mordes inhaftierten Jennifer Wächtersbach, die Wallner im Knast geradezu unanständige Angebote macht, bis hin zum windigen und gelungen stereotypen Kredithai Gerald „Gerry“ Branek.

 

Zum Schluss noch ein großes Lob an den Argon Verlag für die wie immer sehr gelungene Hörbuchproduktion und insbesondere an Sprecher Michael Schwarzmaier, der dieses Werk zu einem echten Hörerlebnis macht und den Charakteren eine unverwechselbare Einzigartigkeit verleiht. Die Paraderolle ist hierbei natürlich der ordentlich angeschickerte Opa Manfred… wer auch sonst? 

 

FAZIT:

Ein – mal wieder – rundum gelungener Hörgenuss mit komplexem Fall und wunderbaren Charakteren.