Rezension

Ein wunderbarer Stil und eine Geschichte, die zwei ungleiche Charaktere verbindet

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß - Hiromi Kawakami

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
von Hiromi Kawakami

Bewertet mit 5 Sternen

Als eines Abends in einer Bar die Ende 30-jährige Tsukiko nach vielen Jahren ihrem früheren Lehrer wiederbegegnet, entwickelt sich daraus eine ungewöhnliche Bekanntschaft. Die beiden ungleichen Personen treffen sich gelegentlich in Satorus Bar, trinken je nach Jahreszeit warmen oder kalten Sake und genießen dazu die typisch japanischen Beilagen.
Auch außerhalb von Satorus Bar treffen sie sich, mal zufällig, mal verabreden sie sich. Tsukiko entwickelt eine Zuneigung gegenüber dem fast 20 Jahre älteren Lehrer, den sie aus alter Gewohnheit nur Sensei nennt. Tsukiko, aus deren Sicht die Gescichte erzählt wird, ist sich über das Seelenleben ihres alten Lehrers nie sicher. Das ändert sich auch nicht, als sie ihm nach einem Abend mit reichlich Bier und Sake im Rausch ihre Liebe gesteht. Ohne eine klare Perspektive versucht Tsukiko sich vom Sensei fernzuhalten und ihre Liebe verdorren zu lassen. Als sie aber erfährt, dass er erkrankt ist und fürchtet, dass er in seinem Alter sterben könne, beschließt sie, dass es ihr nicht wichtig ist, ob er ihre Liebe erwidert, solange er nur weiter da ist.

Offen gestanden: Dieses Buch war ein wahrer Genuss. Einerseits macht die Beschreibung der Speisen, die Tsukiko und Sensei während ihrer Zusammenkünfte zu sich nehmen, unglaublichen Appetit, andererseits sind aber auch die gewählten Worte, aus denen diese Geschichte besteht, ein literarischer Genuss. Es ist nicht allein der Inhalt, der die Geschichte trägt, sondern ebenfalls der Stil; genießerisch, begehrlich, poetisch und dabei fast tastbar. Wenn Worte im Geist schmackhaft sind, ist es wahrlich ein gutes Buch – das konnte ich von diesem hier für mich behaupten!